Sonntag, 30. September 2007

Tag 9 (22.09.07)

Da Rolf einige Caipis mehr als ich genossen hatte und noch etwas seinen Schönheitsschlaf brauchte, war ich nach unserem Umzug in unsere neue Unterkunft, mit sauberem Bettzeug und frischem Geruch im Bad, alleine in Richtung Strand unterwegs. Ich konnte leider nicht den direkten Weg zum Strand nehmen, weil ich versuchte die Straßen zu vermeiden, in denen von gestern bekannte Einheimische in ihren Shops lauerten, um mir weitere Aufdringlichkeiten zu ersparen. Zum Glück traf ich am Strand gleich auf unsere Bekannten aus der Jugendherberge, bevor mich in dieser Kleinstadt dann doch ein paar bekannte Gesichter ausmachten. Ausgerechtet der abstrakte kleine Rastamann stand ziemlich bald neben meinem Handtuch und erzählte mir (glaube ich zumindest), dass ich ein großes Herz hätte und noch vieles andere was ich eh nicht verstand. Die Israelis und Dänen konnten kaum an sich halten während dieser Begegnung der Dritten Art. Als sie einen Strandwechsel vorschlugen konnte ich mich leider nicht anschließen, weil ich mit Rolf an diesem Strand verabredet war. Ich legte mir nach einem Umzug an einen anderen Liegeplatz einfach ein Handtuch über den Kopf, um nicht erkannt zu werden! Dies verhinderte fast, dass mich der süße Argentinier aus dem Hostel finden konnte, der irgendwann grinsend neben mir auftauchte und sich beschwerte, dass er mich überall gesucht hätte. Meine Chancen einen spanisch sprechenden Latino verstehen zu können, waren auch um einiges größer und so hing ich gespannt an seinen schön geformten Lippen, bis Rolf von den Toten erwacht war. Andrés machte sich zwar etwas über meine Aussprache lustig, gab aber zu, dass es ihm auch nicht möglich sei, das Wort „Eichhörnchen“ richtig auszusprechen. Das vorne gerollte R konnte er mir aber leider genauso wenig wie Rolf beibringen. Nach einer weiteren Siesta waren Rolf und ich wieder fit genug um in die Nacht starten zu können. Als wir vor der ersten Bar standen kam auch schon Wagner um die Ecke geschossen und bevor wir uns groß Gedanken machen konnten saßen wir mit ihm und anderen Locals an einem kleinen roten Plastiktisch und das Bier floss in Strömen. Rolf und ich wollten eigentlich etwas weniger trinken und verzogen nur schmerzhaft das Gesicht, bei jeder neuen Flasche Bier, die an den Tisch gebracht wurde. Rolf fand allein die Tatsache, dass Wagner auf portugiesisch wie Vagina ausgesprochen wurde absolut amüsant und brauchte am Anfang eine Weile um zu verstehen worüber das Tischgespräch überhaupt ging, weil dieses Wort doch einen gewissen Erwartungshorizont setzt….
Wagner bestand drauf uns beiden noch mal seinen Laden zu zeigen.
Ich war eigentlich wirklich gar nicht in Laune mir noch mal seine Flaschensammlung anzuschauen und zu versuchen in einer anderen Ecke des Raumes zu stehen als Wagner um nicht angefasst zu werden, aber Rolf meinte es sei unhöflich nicht mitzugehen, nachdem er uns zum Bier eingeladen hat. Ziemlich genau 3 Minuten nach betreten des Ladens hatte ich schon ein paar neue Ohrringe in den Ohren und Rolf wurde beschäftigt indem er seinen Caipi zum ersten Mal selbst herstellen durfte.



Glücklich grinsend widmete er sich den Limonen und dem Cachaca, während ich versuchte Wagner zu erklären, dass ich es nicht wirklich toll finde, ungefragt einfach auf den Mund geküsst zu werden.





Wagners logische Schlussfolgerung war daraufhin, dass er mir nur noch eine weitere Flasche Cachaca schenken müsse und ließ sich nicht wirklich lumpen und drückte mir gleich eine große handsignierte mit vielen kleinen Herzchen versehene Flasche in die Hand. Das war ja bis dahin noch alles recht nett, aber als wir anschließend in den nächsten Club gingen und ich mich erstens wegen der Flasche und zweitens wegen Wagners Hand um meine Hüfte nicht mehr frei bewegen konnte, war dann bei mir doch die Schmerzgrenze erreicht. Ich schnappte Rolf, obwohl er gerade mit einer Einheimischen flirtete, die Wagner ihm vorgestellt hatte (taktisch ein sehr guter Zug von ihm!!!!) und zog ihn hinter mir her in Richtung Ausgang. Nachdem Wagner sich nicht abbringen ließ uns noch nach Hause zu bringen, obwohl auch Rolf ihm noch mal erklärte, dass er sich mal ein bisschen zurückhalten sollte, entfloh ich schon überglücklich in unseren Hauseingang. Doch ich hatte mich zu früh gefreut, denn Wagner bat mich noch mal kurz alleine sprechen zu dürfen. Aus Höflichkeit und mich über mich selbst ärgernd ließ ich dann schon wieder einen ungewollten Kuss über mich entgehen, bevor Rolf mich dann mit Nachdruck aus dieser Szene befreite! Auf jeden Fall habe ich an diesem Abend kapiert, dass ich meine Taktik ändern muss und Geschenke im Allgemeinen nicht mehr annehmen werde, weil sie zu Verpflichtungen führen können.

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