Sonntag, 19. April 2009

Reitturnier der Stallknechte

Wie bitte kommt man denn auf die Idee ein Reitturnier für Stallknechte zu organisieren, wird sich an dieser Stelle der eine oder andere fragen. Es hat sich so ergeben, wäre die korrekte Antwort oder aber auch: Die Idee hat sich aus dem Blauen heraus entwickelt und ist zu einem wundervollen Event geworden.

Mein Reitlehrer, kurz auch nur Profe genannt, musste mich erst explizit darauf aufmerksam machen, dass die Jungs, die mir zweimal die Woche mein Pferd satteln, meist ohne Schuhe oder nur mit schäbigen Flip Flops oder anderen Schuhen in den Ställen arbeiten, bevor ich auf die Idee kam, die erhaltene Schuhspende für diejenigen einzusetzen, die mich direkt umgeben.















Da die gespendeten Schuhe vor allem in Schuhgröße 40 geliefert wurden, ich jedoch hauptsächlich mit Organisationen die Kinder betreuen in Kontakt bin, waren mir ein bisschen die Ideen ausgegangen, wo noch ein Event mit den Schuhen veranstaltet werden könnte. Der Anreiz meines Reitlehrers kam mir da gerade recht und hat sich zu einem wundervollen Event entwickelt, das unsere Erwartungen übertraf.
Eigentlich sollten nur unsere eigenen Stallburschen bei dem Turnier antreten, schnell verbreitete sich jedoch die Nachricht wie ein Lauffeuer und die Stallknechte aus anderen Reitschulen wollten auch mitmachen. Ein eigenes Pferd steht den meisten nicht zur Verfügung und es musste erst um Erlaubnis gebeten werden, um mit dem Pferd des Besitzers antreten zu können. An die 30 Teilnehmer konnten sich auf diesem Wege ein Pferd organisieren und sogar ein paar der reichen Besitzer selbst ließen sich bei diesem außergewöhnlichen Event blicken. Es war ein witziger Anblick diejenigen, die sich meist totlachen, wenn man beim Training mal vom Pferd fällt, selber mal beim Springen zu beobachten. Etwas holprig nahmen die meisten die Hürden, da sie selber nie mit den Pferden springen, sondern diese nur satteln, aufzäumen und säubern. Viel gelacht wurde auf jeden Fall und vor allem bei der Preisverleihung sah man einige sehr glückliche Gesichter, die zufrieden auf nagelneue Turnschuhe blickten. Natürlich bekamen alle Teilnehmer Turnschuhe, da es sich ja schließlich um einen Wohlfahrtsevent handelt, die ersten drei Gewinner durften jedoch zuerst aussuchen und bekamen zusätzlich noch einen Fußball!















Ein besonderes Highlight war ein Stallknecht, der einem Pferd ein paar Tricks beigebracht hatte. Bereitwillig legte sich dieses zu seinen Füßen auf den Boden und lies es ruhig über sich ergehen, dass er sich nicht nur auf das Pferd setzte, sondern sogar stellte und ihm anschließend ein paar Turnschuhe anzog.











































Traurig war nur, dass der Profe selber nicht zum Reitturnier antreten konnte, da er so beschäftigt war mit dem Stoppen der Zeit, dem Notieren der Fehler und der Bewertung der Teilnehmer. Ich selbst konnte es natürlich nicht lassen, aus Spaß auch an dem Turnier teilzunehmen und sehe deswegen auf den Preisverleihungsfotos etwas mitgenommen aus.
















Mit knallrotem Kopf überreichte ich den Gewinnern ihre Preise, noch völlig außer Atem. Ein paar besondere Gäste hatten sich auch eingefunden: Darunter Arnaldos Mutter, die mich auch mal Reiten sehen wollte und ein deutsches Einwandererpärchen, dass sich zu aller erst ein sehr merkwürdiges Fahrzeug in Paraguay kaufte, mit dem sie jetzt die Straßen unsicher machen. Auch mit dabei war eine Band aus Deutschland, die gerade Studioaufnahmen in Paraguay macht und natürlich die Vanessita!











Dienstag, 14. April 2009

Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde

Nur fliegen ist schöner. Dank dem lieben Ingo und dem Sportmodus seiner Superkamera, gibt es jetzt ein paar Fotos mehr von meinem absoluten Lieblingshobby. Die gute Alanis und ich sind mal wieder problemlos über jedes Hinderniss geflogen.
Nächstes Wochenende werden wir zwei Klassen höher wie bisher antreten. Mein Reitlehrer hat mich dazu überredet beim nächsten Turnier noch einmal anzutreten. Ich bin da dann doch immer etwas zögerlich, weil man fürs Reiten wirklich ein Vermögen ausgeben kann und diese Reitturniere das Teuerste von allem sind. Nun gut, ein bisschen Spass muss schliesslich sein......












Ein kleiner Besuch bei der anglikanischen Kirche!


-geschrieben und verfasst von Vanessa-

Die Anglikanische Kirche in Paraguay hilft dort, wo es am Nötigsten gebraucht wird. In Asunción, einer Stadt, in der die sozialen Unterschiede nicht deutlicher sein könnten, ist sie eine der vielen Organisationen, welche gegen das dort herrschende soziale Ungleichgewicht ankämpfen. Zwar sind die finanziellen Mittel meist knapp, dennoch setzt sich die Anglikanische Kirche mit Kontinuität und Geduld für all diejenigen Bewohner der Hauptstadt ein, die sich selbst kaum helfen können.

Neben kostenlosen Schulprogrammen, Essensausgaben – den so genannten Comedores- sowie seelischer und moralischer Unterstützung nicht nur in Glaubensfragen, wird viel unternommen, um denjenigen, die von wenig mehr als der Hand in den Mund leben, zu helfen.

Ein besonderes Angebot richtet sich an die zahlreichen Straßenkinder, die ihre Tage mit dem Verkauf von Obst, dem Waschen von Autos oder einfach bettelnd zubringen. In der Niederlassung der Iglesia Anglicana San Andrés im Herzen von Asunción, setzen sich Teresa de Maidana und ihr Mann Pastor Augustin mit ihrem Club ,,Esperanza Viva’’ seit 4 Jahren jeden 2. Samstag für zahlreiche Straßenkinder ein. Sie sorgen dafür, dass sich die zahlreichen schmutzigen kleinen Gestalten, die pünktlich um 8 vor den Toren der Niederlassung warten, bis nach dem Mittagessen in sauber gewaschene Kinder mit frischer Kleidung verwandelt haben.

Als sich die Pforten öffnen, strömen ca. 50 Kinder im Alter von 1-16 Jahren in den großen Innenhof. Die Ältesten tragen die, die noch zu jung sind, um selbst zu laufen, während die Älteren schon auf die wenigen Freiwilligen Helfer los stürmen. Insbesondere Teresa de Maidana ist sofort von den freudestrahlenden Kindern umlagert. Sie ist so sehr Bezugsperson, dass ihre Klingel an manchen Tagen auch nachts um 4 Uhr nicht still steht.

Nach der Begrüßung geht es sofort zum wichtigsten Ereignis des Tages: Dem Duschen. Kaum sind die Bäder geöffnet, wird lachend das Shampoo durch gereicht und wenn der alter Boiler wieder einmal kurz aussetzt, kann man lautstarkes Kreischen hören.
Sind dann auch die letzten Kinder trocken hinter den Ohren, gibt es erstmal ein ordentliches Frühstück. Bei Schokoladenmilch und belegten Brötchen kommen dann auch die Helfer einen Moment zum Durchatmen.

„Mittlerweile ist der große Andrang kaum mehr zu bewältigen’’, so Teresa de Maidana lachend. ,,Die Nachricht von Duschen, frischer Kleidung und einer festen Mahlzeit verbreitet sich unter den Kinder wie ein Lauffeuer.’’ Diese kommen meist aus den Chacaritas, den Armenvierteln der Stadt sowie dem nahe gelegenen Barrio San Pedro. Aufgrund der stetig wachsenden Kinderzahl, kann das Angebot, welches früher wöchentlich stattfand, momentan aufgrund der fehlenden Mittel und der wenigen Helfern, nur noch jeden 2. Samstag verwirklicht werden. Momentan fehlt es auch an einem Sozialarbeiter, der für ein kleines Entgelt die Kinder, welche kaum zur Schule gehen, bei ihren Familien trifft, um diese von der Wichtigkeit des Besuchs ebendieser zu überzeugen. Dies ist kein leichtes Unterfangen, da die Kinder durch ihre Arbeit meist zum Familienunterhalt beitragen müssen.

Nach dem Frühstück steht an diesem Samstag Malen auf dem Programm. Vielleicht nicht die günstigste Entscheidung, denn was als harmloses Blümchenmalen anfängt, endet nach einer knappen halben Stunde in einer Farbschlacht, von der weder die saubere Kleidung, die von Ehrenamtlichen aus simplen Stoffen und Schnitten genäht wird, noch die gerade geduschten Kinderkörper verschont bleiben. Für die ebenso dreckigen Helfer, scheinen strahlende Gesichter jedoch mehr als ausreichend zu sein, um einen erfolgreichen Vormittag mit einem kleinen Mittagessen abzuschließen.

Bei der anschließenden Spendenübergabe von 30 Paar Turnschuhen eines deutschen Sportartikelherstellers durch den Verein ,,Nueva Vida’’ wird klar, dass dies eine Ausnahme zu sein scheint. Neben einer Kleiderspende in Form von 60 Schuluniformen aus England, scheint leider noch kaum einer Notiz von der großartigen Arbeit der de Maidanas und ihren Helfern genommen zu haben.


Anschliessend waren Vanessa und ich im Zentrum um uns ein bisschen von den vielen guten Taten zu erholen. Ich habe an den Opa Rudolf denken müssen, als ich die Schachspieler im Zentrum gesehen habe. Ohne Spanisch zu sprechen, hätte er sich bestimmt königlich amüsiert mit den paraguayischen Schachspielern.