Sonntag, 30. September 2007

Tag 5 (19.09.07)

Gestärkt durch leckeren selbst gepressten Maracujasaft starteten Rolf und ich rechtzeitig in Richtung Christo Cosmo Velo, von wo aus die Christo Redentor Statue besichtigt und ein wunderschöner Blick über Rio genossen werden konnte. Umgeben ist die Statue, abgesehen von den vielen Favelas und dem Zuckerhut (Pao de Acucar) vom Parque Nacional da Tijuca, dem größten Nationalpark innerhalb einer Stadt.
Da die Bilder für sich sprechen und ich viel wert darauf gelegt habe, dass die tausend anderen Touristen nicht zusammen mit uns auf den Bildern zu sehen sind, erspare ich mir alle weiteren Beschreibungen.


Anschließend standen Rolf und ich etwas orientierungslos an einer der vielen Busstationen, ohne uns darüber einig werden zu können, welchen der Busse wir jetzt nehmen sollten. Wir stellten mit Verwunderung fest, dass wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten schon abgeklappert hatten und dass es wohl Zeit für einen Ortswechsel ist. Deswegen beschlossen wir die Busstation aufzusuchen, um unsere weiter Reise planen zu können. Die Busfahrt war wie immer ein Abenteuer. Allein aus der Vielzahl der Busse, die in einem enormen Tempo um die Kurve gefetzt kommen, den Bus auszuwählen, der einem zu dem Ort bringt an den man möchte, ist eine wahre Herausforderung. Zudem muss man genau diesen passenden Bus auch noch rechtzeitig durch Handsignale zum Halten bringen, bevor er auch schon wieder um die nächste Kurve verschwunden ist. Das Kleingeld passend zu haben, weil es gefährlich ist mit großen Scheinen zu zahlen, weil man ja immer beobachtet werden könnte, ist auch eine Herausforderung, da die Preislage von Bus zu Bus variiert. Erschwerend kommt hinzu, dass man sich ziemlich schnell abgewöhnt, einen Geldbeutel bei sich zu tragen, sondern versucht möglichst wenig Geld in kleinen Scheinen in der Tasche zu haben, für den Fall, dass man ausgeraubt wird. Wenn man die Bezahlung hinter sich gebracht hat, ist es gar nicht so leicht sich durch das rote meist etwas schwer gehende Drehkreuz zu schieben, das den vorderen Teil des Busses vom hinteren trennt. Zweck dieses Drehkreuzes ist es, dass man die Gebühr für die Fahrt bei der am Drehkreuz sitzenden zweiten Angestellten im Bus neben dem Fahrer entrichtet, bevor man im hinteren Teil des Busses den Ausgang benutzen kann. Bei flauem Magen ist grundsätzlich eher von einer Busfahrt abzuraten, weil die Fahrweise etwas gewöhnungsbedürftig ist und einen festen Handgriff erfordert!
Nur weil ich unbedingt ein Foto von einer Farvela (brasilianische Armensiedlung) haben musste, verließen wir nach dieser aufregenden Busfahrt die normalen Touristenpfade und schlichen mit dezentem Herzklopfen durch etwas zwielichtigere Gegenden. Zum Glück hat niemand „Buh“ gemacht, ansonsten wären wir wohl beide zu Tode erschrocken. Allerdings rutschte uns beiden schon etwas das Herz in die Hose, als ein typischer Halbstarker uns eine Weile folgte.
Nachdem das gewünschte Foto endlich in der Digicam war und wahrscheinlich auch verstärkt durch diesen Nervenkitzel, hatte Rolf mal wieder den Punkt erreicht, an dem er richtig unleidig wurde, weil er zu lange von der regulären Nahrungszufuhr abgeschnitten war. Es musste dringend eine Lokalität zum Befüllen des rolfschen Waschbärbauchs gefunden werden! Zu diesem Zweck eignete sich hervorragend das Zentrum, mit den vielen Orten an denen Essen vom Buffet nach Gramm bezahlt wird. Von dort aus konnten wir komplett ohne Karte, mit nur ungefähr 20-mal Fragen, nahezu vollständig selbständig nach Hause finden. Den Abend ließen wir dann in Gesellschaft der Pensionsbesitzer und einigen ihrer Freunde ausklingen. An diesem Abend fiel mir das erste Mal so richtig auf, dass die erste Zeit in Paraguay wohl ziemlich hart für mich werden wird, wenn Rolf nicht mehr an meiner Seite ist und für mich übersetzt und als wandelndes Wörterbuch das Fehlen der vielen noch nicht gelernten spanischen Wörter ausgleicht! Im Allgemeinen stelle ich fest, dass ich im Gespräch nicht wie gewohnt versuche so viel wie möglich meinen eigenen Senf einzubringen, sondern mir nicht viel anderes übrig bleibt, als Rolf beim Sprechen zu beobachten und zu versuchen kein Kopfweh zu bekommen, bei den vielen unbekannten spanischen Wörtern, die ich meine im Portugiesischen entdecken zu können. Diese Rolle als unfreiwilliger Zuhörer gefällt mir gar nicht muss ich zugeben und wird mich wohl schwer dazu animieren, möglichst viel Spanisch zu lernen!

Keine Kommentare: