Sonntag, 14. Dezember 2008

Ein Sieg mit Hindernissen!

Endlich hat sich mal mein Startgeld rentiert! Einen grossen Teil meines Lohnes schleppe ich jeden Monat auf den Reitplatz. Einige Male habe ich mich schon im Sand der Piste wiedergefunden, immer mit dem Ziel, irgendwann einmal inmitten der vielen kleinen Mädchen und Jungs zu stehen und strahlend einen Pokal in die Höhe zu heben.

















Natürlich habe ich damit gewartet, bis irgendwann mal ein wirklich wichtiges Turnier kommt. Voller Aufregung fuhr ich mit dem lieben Peter (der seit geraumer Zeit auch in der Pension wohnt und uns doch schon etwas ans Herz gewachsen ist) auf dem Nebensitz zu dem weit entlegenen Reitplatz auf dem ein wichtiges nationales Turnier stattfinden sollte. Ganz in weiss gekleidet, ohne passendes Turnierjäckchen und ohne Peitsche, da die mir irgendwie abhanden gekommen ist, lief ich totla aufgeregt die Piste und die Hürden ab, um diesmal ja keinen Fehler zu machen. Peter und ich schauten erst den anderen Teilnehmern zu die meist im zur Satteldecke passenden Jäckchen auf ihren eigenen wundervollen Pferden mit Leichtigkeit die Hürden nahmen. Ich im Gegensatz dazu wurde drei mal aufgerufen, bis ich mit Alanis, dem armen Gaul, den schon die Hälfte der anderen Mitbewerber meines Reitclubs über die Hindernisse gequält hatte, endlich auf der Piste stand. Das Mädchen das vor mir dran war ritt zwar im vollen Galopp zurück zum Start, um mir nicht nur Pferd, sondern auch Turnierjäckchen und Peitsche zu geben, es liess sich jedoch trotzdem kaum verbergen, dass wir fast alle das gleiche Pferd benutzten. Mit hängenden Ohren kam der gute Alanis angewetzt und so konnte ich als "Rafaela Ramlis" nach dem Startgong losgalopieren. Da ich das letzte Mal als "Rafaela Ramirez" angetreten war, habe ich mich nicht weiter an der Tatsache gestört, dass wieder mein Name falsch auf den Startlisten stand. Ohne jegliche Probleme war ich durch durch den Hindernisparkur geritten ohne irgendetwas von meinem Umfeld mit zu bekommen. Im schnellen Galopp war ich sofort auch wieder zurück beim Reitlehrer und bei der der nächsten Mitstreiterin. Der arme Alanis war nach seiner hervorragenden Performance schliesslich noch nicht am Ende der Mitgliederliste unseres Clubs angekommen. Mein "Profe" Isaac lobte meinen eleganten Auftritt, aber auf meine Frage hin, in welcher Zeit ich den Parkour gemeistert hatte, meinte er nur, dass dies keine Rolle spielte, er sei schon glücklich das wir ohne runter zu fallen im Ziel ankommen würden. Aufgrund dieser Aussage wusste ich nicht, dass ich zusammen mit einem anderen Mädchen sehr nahe bei der Bestzeit lag. Als durch Lautsprecher verkündet wurde, dass ich den dritten Platz belegt hatte, musste ich erst noch mal ein passendes Jäckchen auftreiben, um den silbernen Pokal entgegen zu nehmen!
























Glücklich grinsend saß ich dann also auf dem total fertigen Alanis und war nur traurig darüber, dass nicht nur meine Familie anwesend sein konnte, sondern auch leider mein viel arbeitender Freund durch Abwesenheit glänzte. Als einziger Trost blieb mir die Tatsache, dass dieser Auftritt der "blonden Deutschen, die über Hindernisse springt" mir über die Grenzen von Asuncion hinaus zu Berühmtheit verhelfen sollte. Eine Woche später, in einem kleinen Örtchen irgendwo in Mitten der Pampa Paraguays, erzählten andere Turnierteilnehmer Freunden von mir, dass eine blonde Deutsche mit geliehenem Jäckchen und geliehener Peitsche, auf einem totmüden Tier dem dritten Platz entgegen gesprungen sei. Aufgrund dieser Leistung verlieh mir mein Reitclub kurz vor Weihnachten einen weiteren Pokal mit der Aufschrift "Vice Campeona Nacional", da ich die gleiche Zeit erzielte wie die Zweitbeste des Turnieres.






















Da sie jedoch während der Probe ein bisschen besser abgeschnitten hatte, landete sie auf dem zweiten Platz. Etwas gerührt brachte ich im vor Aufregung etwas holprigen Spanisch noch eine kleine Rede vor meinem Club zustande, die unbedingt ein paar Worte von ihrer einzigen Ausländerin hören wollten.



Der stolze Alanis, auch bekannt als Biest, da er eine Vorliebe hat unvorsichtigen Menschen mit der Hufe eins auszuwischen oder manchmal auch dazu tendiert nicht wirklich das machen zu wollen was sein Reiter gerne tun würde.





























Ich denke man sieht auf dem Bild deutlich, dass ich nicht unbedingt zu den jüngsten meines Reitclubs zähle!