Samstag, 4. Oktober 2008

Independencia- Ein Tag der Ruhe und des Friedens
















Das war eine schwierige Geburt, den arbeitswütigen Arnaldo mal einen Tag lang aus Asuncion hinaus zu schleppen um die schönen Seiten von Paraguay geniessen zu können.

























Etwas gestresst fuhren wir aus dem Rummel der Stadt hinaus, liessen den ganzen üblen Verkehr hinter uns, in die Pampa, wo sich Fuchs und Haas gute Nacht sagen und ansonsten wirklich nichts passiert. Zufällig erzählte mir ein Deutscher von seiner Pension mitten in der Pampa, wo man es sich richtig gut gehen lassen kann. Die Gelegenheit musste natürlich am Schopf gepackt werden, es geht doch nichts über deutschen Service und Deutsche Sauberkeit mitten in der Pampa. Der Weg bis zu unsere Unterkunft führte allerdings über viele wackelige Holzbrücken, die erst einmal überwunden werden mussten.




















Nach dem Bezug des Zimmers schnupperten wir seit langem zum ersten Mal wieder richtig frische Landluft und spazierten die roten Erdwege entlang unter dem wunderschönen hellen Sternenhimmel. Wenn wirklich keinerlei Lichter der Zivilisation zu sehen sind ist der nächtliche Sternenhimmel noch viel viel schöner.























Am nächsten Morgen standen wir so früh wie möglich auf um das kleine rote Autochen die Landstrasse entlang zu dem Wasserfall "Salto Suizzo" zu quälen. Die letzten Meter wanderten wir um den leider etwas spärlichen Wasserfall, aufgrund von starker Trockenheit bestaunen zu können. Es war etwas frisch, aber ich konnte es nicht lassen, mich etwas von dem Wasserrinsel berieseln zu lassen, während Arnaldo die Stille genoss. Nur für ein Foto war er bereit, wenigstens seine Hand ins kühle Nass zu tauchen.

























Oben wo das Wasser anfängt herunterzufallen legten wir uns auf die Felsen in die Sonne. Wir genossen stundenlang den Wind der durch die Bäume rauscht und die Sonnenstrahlen, die uns durch die Baumwipfel hindurch kitzelten. Dort fand Arnaldo auch endlich mal ein bisschen Musse Deutsch zu lernen. Nahezu fehlerfrei singt er jetzt: Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald, dort war es finster und auch so bitterkalt.......
















Anschliessend stand ein Reitausflug auf dem Programm. 2 einhalb Stunden lang vergnügten die Reitlehrerin und ich uns auf den Pferden, während Arnaldo genau den gleichen Zeitraum hindurch leiden musste.
















Zwei Tage später lief er noch mit O-Beinen durch die Gegend und klagte über Schmerzen am Hinterteil.





















Die Landschaft war unglaublich. Weit entfernt von jeglicher Zivilisation spazierten wir auf Pferden durch die Gegend, über Felder und durch Wälder, an Flussläufen vorbei, über kleine Berge und durch Täler.


















Das wollte ich immer schon mal machen. Lange habe ich warten müssen um die richtige Gelegenheit dazu zu bekommen. Sehr freundlich sind die Menschen, die in dieser Gegend wohnen, ganz anders als in Asuncion ist hier alles um einiges friedlicher. Allerdings darf man nicht immer mit einer fehlerfreien Stromversorgung rechnen. Siehe Bild






















Spät abends ging es zurück nach Asuncion, da Arnaldo am nächsten Tag früh arbeiten musste. Am liebsten hätte ich mich mit meinen Fingernägeln im Türrahmen festgekrallt, als wir diesen Ort der wunderschönen Idylle verlassen mussten. Schmollend und zornend wie ein kleines Kind sass ich dann im Auto zurück in die schmutzige Grossstadt. Dies half jedoch leider auch alles nichts und wenige Stunden später waren wir wieder zurück im ganz normalen Wahnsinn.

Zu Besuch in einem "widerborstigen" Land

Mit einem Gepäck voller Sachen, die das Leben der Tochter schöner machen, begab sich Jürgen R. auf den langen Weg zur Erkundung der neuen Heimat von Rafaela R. Zeit für langsames Eingewöhnen in das subtropische Klima gab es nicht, vor allem nicht, wenn man bei einem kurzen Aufenthalt so viel wie möglich vom Land mitnehmen will. Direkt vom Flughafen ging es zur Botschaftsparty der Schweiz, damit bewiesen werden konnte, dass man auch in Paraguay echten Schweizer-Käse essen kann.
























Dann kam auch schon das Wochenende. Da man ja seinem Vater nur die besten Seiten von Asuncion zeigen will, fuhren wir erst mal zum Golf und Yacht Club. Dort findet man allerhand kostspielige Wasserfahrzeuge genauso wie auch die dazugehörigen teuren Luxusvillen. Eigentlich merkt man hier kaum, dass man sich noch in Paraguay befindet.

















Am nächsten Tag musste erst mal mein Pressebonus ausgespielt werden. Da wir leider etwas zu spät aufgestanden waren fanden wir vor dem Bahnhof des antiken Zuges eine lange Warteschlange. Arnaldo kämpfte sich tapfer bis nach ganz vorne vor, wurde aber erst mal abgewiesen. Da blieb mir nichts anderes übrig als die Pressekarte zu ziehen, wo sich dann plötzlich doch noch 3 Plätze im Zug fanden. Mit etwas schlechtem Gewissen trotteten wir vorbei an der Schlange der schlechtgelaunten Gesichter, die sich immerhin bis zu einem Platz auf der Warteliste vorgearbeitet haben. Um mein schlechtes Gewissen an dieser Stelle etwas beruhigen zu können möchte ich hier öffentlich publizieren, dass die Zugfahrt nach Aregua wohl eines der wenigen perfekt organisierten Touristenevents in Paraguay darstellt. Die Dampflock, die noch wirklich mit Holz betrieben wird, fährt über Luque nach Aregua, wo man dann den schönen Ausblick, die idyllische Stadt und die Ruhe am Strand neben dem Fluss geniessen kann. So oder so hätte ich hier geschrieben, dass dieser kleine Ausflug ein absolutes Muss für jeden Paraguay- Bereisenden darstellt, ich werde jetzt aber doch ein bisschen ausführlicher den Tripp darstellen, da ich ja schliesslich auch auf mein Presserecht bestanden habe. Besonders amüsant ist die Zugfahrt, weil man sich durch die Schauspieler an Board zurückversetzt fühlt in alte Zeiten, als wirklich noch Zugreisende Hühner unter den Bänken oder auf dem Schoss mitführten. Vor allem die kurze Batmaneinlage, der den bösen Joker durch den ganzen Zug jagte amüsierte die Kinder sehr. Auch folklorische Musik stand auf dem Programm, während sich der Zug durch die schöne Landschaft, vorbei an winkenden Menschen schlängelte. Das einzige was uns nicht so gut gefiel war die starke Diskriminierung gegenüber Ausländern. Während meine bessere paraguayische Hälfte für das Vergnügen gerade mal 30 000 zahlen musste blätterten mein Vater und ich satte 100 000 pro Person hin. Aber so ist wohl das Leben: Nicht immer wirklich fair.