Samstag, 14. März 2009

Nueva Vida lässt endlich Kinderherzen höher schlagen!

Lange hat es gedauert, bis endlich die heiss begehrten Turnschuhe über den Ozean geschippert sind. Schon im Oktober letzten Jahres hat sich ein deutsches Unternehmen das Sportartikel herstellt (darf den Namen nicht ohne Erlaubnis veröffentlichen!), bereit erklärt unserem Verein "Nueva Vida en Paraguay" 100 Paar Sportschuhe und 30 Bälle zu spenden. Ich weiss nicht mit wie vielen Einwanderern ich gesprochen habe, bevor ich einen Containerinhaber gefunden habe, der sich bereit erklärte, die Spende umsonst mit nach Paraguay zu bringen. Der liebe Ingo war zum kostenlosen Transport gerne bereit und liess sich nur kurzfristig von dem riesigen Umfang der Spende erschrecken, die er irgendwie noch zu seinen 7 Sachen in den Container quetschte.















Gemütlich inmitten von Hausrat und Möbeln, traten die Schuhe den langen Weg nach Paraguay an. Hier trafen sie mit grosser Verspätung ein. Aufgrund der Trockenheit war der Container irgendwo auf dem Weg stecken geblieben, bis endlich der lang ersehnte Regen die Flüsse wieder für den Containerverkehr befahrbar machte. Ein "Flussersatzverkehr" hat sich leider während der langen Trockenphase nicht eingestellt!






In Paraguay muss man einfach manche Verspätungen hinnehmen. Auch mein Weihnachtsgeschenk ist immer noch auf dem Weg, obwohl der Monat März bald vorbei ist!


Bis zur Ankunft des Containers sind mehrere Monate ins Land gegangen und als er dann endlich Ende Februar ankam, konnten wir die Spende leider nicht mehr für das geplante Weihnachtsevent einsetzen, da die Osterzeit schon verdächtig nahe gerückt war.

Spontanität ist hier jedoch ganz normal und die meisten Events oder Veranstaltungen haben eh nicht mehr als eine Woche Vorlaufzeit. Wer soll denn auch schon ohne Timer im Kopf behalten können, wenn nicht innerhalb der selben Woche das angekündigte Ereignis stattfindet?
















Meine Lieblingspraktikantin Vanessa (VANNE), die gerade ein Praktikum in der Kunstschule Nueva Vida und bei mir in der Redaktion von "www.farmland-online.com" macht, war schnell zur Stelle, als es um die Organisation der Sportveranstaltung ging und fuhr mutig mit dem Bus in einen nicht ganz so schönen Vorort von Asuncion, mit dem Namen Zeballos Cue. Dort traf sie sich mit meinem alten Bekannten Ariel, der sich schon vor Weihnachten bereit erklärt hatte, ein kleines Sportfest in der Essensausgabe "Carrita Feliz" der anglikanischen Kirche mit zu organisieren. Gemeinsam war in kürzester Zeit das Programm aufgestellt worden und die Nachricht von der Verteilung von Markenschuhen verteilte sich wie ein Lauffeuer im Stadtviertel . Am letzten Abend organisierten VANNE und ich noch kurz vor Ladenschluss weitere Preise für diejenigen Gewinner des Sportevents, denen keiner der Schuhe passen sollte und genau zwei Wochen nach Ankunft des Containers konnte an einem wunderschönen Samstag das Spektakel schon losgehen.





















Viele kleine schmutzige Kinderfüsse traten tapfer auf dem siedend heissen Asphalt des Sportplatzes gegeneinander an, um in den Genuss von Luxusschuhen zu kommen, die beim Spielen gegen Blasen schützen. Es wurde ordentlich geschwitzt, sowohl beim Fussball, als auch bei den Geschicklichkeitsspielen, die wir uns ausgedacht hatten. Ein Bibelvers in Form eines Puzzles, war die letzte Disziplin, die bestanden werden musste. Da die Zeit wie im Flug verging, musste das Mittagessen noch vor die Preisverleihung geschoben werden.




















Es wurde hastig gegessen ohne den Blick von dem üppig ausgestatteten Gabentisch abzuwenden, der dann anschliessend gleich verteilt wurde. Strahlend mit Schuhen, Bällen und anderen Kleinigkeiten beschenkt, verliessen die Kinder die Gebäude der anglikanischen Kirche. Nur ein kleiner Junge war reichlich unglücklich darüber, dass er einen Dinosaurier und keinen Ball erhalten hatte! Zum Glück war noch ein Ersatzball zu finden, der auch in glücklich machte. Alles in Allem war die Veranstaltung ein voller Erfolg.

Da auch die Schuhe in den grossen Grössen einen Abnehmer finden mussten, gaben wir den freiwilligen Helfern der Essensausgabe für Arme als Dankeschön für ihr Engagement topmoderne Sportschuhe. Wer so viel gratis hilft, muss schliesslich auch mal etwas bekommen!

Anschliessend fuhren VANNE und ich, mit dem wundervollen Gefühl eine gute Tat vollbracht zu haben, zurück nach Hause.






Es wird geheiratet!

Diejenigen unter euch, die aufgrund des Titels meinen, dass ich auf diese Art und Weise mitteilen möchte, dass ich vorhabe zu heiraten, irren sich gewaltig. Ich war NUR auf zwei Hochzeiten von Bekannten in einer Woche und wollte euch daran teil haben lassen, wie man in Paraguay so Hochzeit feiert.

Da ich leider nicht über einen vor lauter Abendmode überquellenden Kleiderschrank verfüge, habe ich auf beiden Events, genauso wie mein Freund auch, genau das selbe Outfit an. Aufgrund der knalligen roten Farbe ist dies aber bestimmt keinem aufgefallen.....

Regel Nummer eins bei einer paraguayischen Hochzeit ist, dass auf keinen Fall weniger als 300 Personen anwesend sein dürfen. Selbst wenn die Familie nicht unbedingt in die Kategorie "reich" fällt, muss Essen und Trinken für Hinz und Kunz aufgefahren werden und zwar in grossen Mengen, in festlicher Umgebung, mit allem drum und dran.




















Der Sohn meiner paraguayischen Lieblingsfamilie wurde von seiner Mutter in die liebevollen Hände, seiner neuen Frau gegeben. Wie sie mir erklärte "ungern", da es sich schliesslich um ihren Lieblingssohn handeln würde, den sie gerne noch etwas länger bei sich daheim gehabt hätte. So sind die Latinomuttis!




















Trotz dieser Worte schien sie doch recht glücklich, als ihr Sohn mit der wunderschönen Braut den Gang entlang marschierte. Die Kirche war proppenvoll mit vielen jungen Menschen in Ballkleidern, in den schrillsten Farben. Nur die sorgsam erwählten 300 Personen durften anschliessend noch mit zum feierlichen Abendessen, bei dem auch der Standesamttermin vollzogen wurde. Völlig verschwitzt kämpften auch Arnaldo und ich uns zum zweiten Teil des Ereignisses durch, um dort enttäuscht festzustellen, dass wir auch den Rest des Abends ohne Klimaanlage durchstehen müssen. Die Abendluft verschaffte leider auch keinerlei Erleichterung und die Temperaturen wirkten sich recht negativ auf die Mayonaise auf dem Kartoffelsalat aus. Der Akt vor dem Standesbeamten war eine totale Tortur, weil dieser in dem stickigen Ballsaal durchgeführt wurde. Schnell flüchteten die Gäste wieder zu ihren Tischen draussen im Garten, um das festliche Abendessen zu sich zu nehmen, das in der Zwischenzeit in der lauen Abendluft vor sich hin gärte. Nachdem ich den kompletten Kartoffelsalat auf meinem Teller gegessen hatte, machte mich mein geliebter Freund Arnaldo darauf aufmerksam, dass dies keine gute Idee gewesen sei, bei den Temperaturen Mayonaise zu essen. Promt stellte sich am nächsten Tag der Durchfall meines Lebens ein. Ich glaube ich habe an die 5 Kilo in einer Woche verloren, bis ich endlich den Kartoffelsalat der Hochzeit verdaut hatte.




















Mein akuter Gewichtsverlust erfreute mich jedoch sehr, als ich mich zur nächsten Hochzeit, genau eine Woche später, nicht mehr in mein Kleid quetschen musste, sondern dieses durch die Blitz-Durchfall Diät nahezu etwas weit geworden war.

Die Hochzeit von einem der Familienteile von Arnaldos High-Society-Seite der Familie, war dann im Vergleich zur ersten Hochzeit ganz anders. Frierend sass ich in der auf Kühlschranktemperaturen runtergekühlten Kirche und musterte die anderen anwesenden Ballkleider. Sofort wurde mir bewusst, dass mein schönes rotes Ballkleid mit den kleinen Strasssteinchen, dass ich schon seit meinem Abiball besitze, auf dieser Festlichkeit wirklich nichts besonderes ist. Jeder einzelne in Arnaldos Familie hatte sich anlässlich des Events ein neues Ballkleid gekauft, dass anschliessend für den Rest des Lebens im Kleiderschrank verschwindet. Ich hingegen schaffte es gerade noch, mir auf den letzten Drücker ein passendes Handtäschchen zu organisiern und das Abendkleid mit ein paar Ohrringen aufzupeppen.




















Die aufwendigsten Ballkleider dekorierten sich überall stillvoll auf den Bänken der Kirche. Auffallend zu der Menge an Gästen später beim Essen war jedoch, dass es wahrscheinlich nur ein Viertel zur Vermählung in der Kirche geschafft hatte.
















Der Grossteil trudelte erst zu den Gratisdrinks im Golfclub von Asuncion ein. Man könnte die Formel aufstellen, desto später der Abend, umso auffallender die Gäste. Zu sehr später Stunde hatten mehr als 600 Leute an den aufwendig dekorierten Tischen platz genommen, um das 4 Gänge- Menü zu geniessen, das wirklich ein Gaumenschmaus war, ganz ohne unerwünschte Nachwirkungen. Besonders beeindruckend war das gigantische Pralinenbuffet, das den zweiten Nachtisch darstellte.
















Bis spät in die Nacht tanzte Jung und Alt unter den riesigen Bäumen der gigantischen Gartenanlagen, bis die Füsse schmerzten in den hochhackigen Ballschuhen.