Samstag, 14. Juni 2008

Ein Tag im Nationalpark Ybicui

Frei nach dem Moto "Das Wandern ist des Müllers Lust" haben Arnaldo und ich uns Wanderschuhe angezogen, während die Mutter schreiend pinkene Feenschuhe bevorzugte. Entsprechend ausgerüstet sind wir in das kleine rote Autochen von Arnaldos Schwester gestiegen und stundenlang weit aus Asuncion hinaus in die Pampa gefahren. Man darf sich das nicht so vorstellen, dass man irgendwelchen Schildern folgt, die ausweisen, wo sich die wunderbaren paraguayischen Sehenswürdigkeiten befinden. Als Ausländer hat man eigentlich keine Chance jemals einen schönen Ort in Paraguay zu finden, wenn man nicht einen Guide bei sich hat. Zum Glück hat Arnaldo diese Funktion übernommen und zudem seine Schwester davon überzeugen können, dass sie das Auto dieses Wochenende wirklich nicht braucht. Der Durchschnittsparaguayer schätzt weder wunderschöne Landschaften und noch viel weniger eine straffe Wanderung von über zwei Stunden, um nahezu unberührte Fleckchen Erde aufzusuchen. Deswegen haben wir bei unserem Ausflug auch niemanden getroffen, abgesehen von dem einsamen Wächter, der den Eingang bewachen musste. Hier erinnert wirklich garnichts an Spaziergänge auf den überbevölkerten Strassen rund um den Bodensee, so dass man nahezu in Reih und Glied marschieren muss, um überhaupt ein Plätzle in der wunderschönen Natur einnehmen zu können.Weil ich manchmal eben doch noch viel zu europäisch denke bin ich irgendwie davon ausgegangen, dass es in dem Park irgendwo etwas zu Essen geben würde. Abgesehen von der Essgelegenheit, die nicht aufzufinden was, gab es auch keine Mülleimer oder Hinweisschilder, die einem andeuten, dass man die Hälfte des Weges hinter sich hat oder sich überhaupt auf dem richtigen Weg befindet. Mit einer Packung trockener Kekse bewaffnet sprintete unser kleiner Mogli alias Arnaldo uns vorraus und hatte auch keine Scheu ungefähre Aussagen über die Länge des verbleibenden Weges zu machen, die sich jedoch meist als sehr vage erwiesen. Trotz fehlender anderer Wanderer waren wir in ständiger Begleitung von unzähligen kleinen fiesen Blutsaugern, die eine Vorliebe für europäisches Blut zu haben schienen. Obwohl die Temperaturen eigentlich ein ärmelloses Wandern zugelassen hätten, blieb uns nichts anderes übrig, als schwitzend die Hitzewallungen unter dem Stoff zu etragen. Die Mutter machte jedoch auf die kleinen Biester einen so süssen Eindruck, dass sie auch vor ihrer Stirn keinen Halt machten. Als fabelhaftes Einhorn mit pinkenen Schuhen beendete die Mutter unseren kleinen Ausflug.