Mittwoch, 5. Dezember 2007

Bolivien- Das Land der breiten Hintern, langen Zöpfe und merkwürdigen Trachten

Nächtlicher Grenzübergang und Santa Cruz

Sehr abenteuerlich haben wir mitten in der Nacht die Grenze nach Bolivien überquert. Nach mehreren Stunden Fahrt durch den menschenleeren Chaco erreichten wir den letzten Kontrollpunkt in Paraguay, der sich definitiv mitten in der Pampa befand.









Eine kleine Hütte mit mehreren Stockbetten und einem einzelnen Schreibtisch wurde als offizieller Grenzposten deklariert! Nach weiteren Stunden Fahrt und ungefähr 4 weiteren Kontrollposten hatten Micha und ich dann endlich den richtigen Ausreisestempel aus Paraguay und einen Einreisestempel nach Bolivien.






















Die Armut der Menschen am Grenzübergang war das erste was einem definitiv ins Auge stach. Die Vermietung der Toilette an Durchreisende als einzige Einnahmemöglichkeit ist in dieser Einöde nicht genug, um sich ein ordentliches Dach über dem Kopf leisten zu können.











Die Toilette, deren Spülung mit Hilfe eines Eimer Wassers funktionierte, war auch mehr als abenteuerlich. Mit in unserem Bus befanden sich mehrere mennonitische Familien, die in Bolivien eine neue Heimat gefunden hatten und sich deutlich von den paraguayischen Mennoniten abhoben.

















Die traditionelle, sehr altbackene Kluft und die blonden Haare, die streng nach hinten frisiert waren, unterschieden diese von der Herkunft her Deutschen sofort von den anderen Mitreisenden. Sie erregten einiges an Aufmerksamkeit im Bus, vor allem als sie mitten in der Pampa ausstiegen und ihren kompletten Hausrat vom Bus in Pferdewägen verluden.









Wenigstens ein kurzes Gespräch konnten wir mit diesen sehr merkwürdigen Menschen führen, bevor die eine Familie mit ihren 8 Kindern den Bus verließ. Ordentlich fertig und ziemlich stinkend, weil natürlich keine Klimaanlage im Bus vorhanden war, kamen Micha und ich nach 20 Stunden Fahrt in Santa Cruz an. Beim Hotel achteten wir nicht besonders auf den Preis. Ein kurzer Blick auf den Pool reichte, um zu überzeugen, dass ein bisschen Luxus an dieser Stelle wohl sein müsste. Nachdem die Stadt kurz erkundet worden war, freuten wir uns besonders auf eine Partynacht, weil ja schließlich nicht jeden Abend Samstagnacht ist.











Nach einem schönen Abendessen auf einer Terrasse über dem Hauptplatz der Stadt und einer sehr guten Flasche Rotwein bin ich allerdings fast am Tisch eingeschlafen! Diese groteske Szene, bei der mein Kopf wohl einfach weggeknickt ist und ich die Augen wirklich gar nicht mehr offen halten konnte, noch während ich am Tisch saß, ist im Laufe des Urlaubs von Micha noch einige Male in den schillernsten Farben beschrieben worden. Das angedachte kurze Schläfchen, um wieder zu Kräften zu kommen, dehnte sich allerdings leider über die ganze Nacht aus. Nach 12 Stunden Schlaf gestanden wir uns dann doch ein, dass wir wohl ein kleines Schlafdefizit hatten. Am nächsten Tag erkundeten wir die Stadt.








Kauften alles mögliche was man eigentlich nicht braucht auf einem Markt und stopften viele regionale Köstlichkeiten in uns rein. Vieles hätten wir gerne probiert, aber die mangelnde Hygiene an manchen Orten kann dann doch zu bösen Folgen haben, um das Risiko einzugehen!








Der Markt war eigentlich fast noch atemberaubender, im wahrsten Sinne des Wortes, als in Asuncion. Das Fleisch, das in der prallen Mittagssonne hing und der Dreck der Strasse, gemischt mit alten Lebensmitteln, Hühnerköpfen und lebenden Tieren führte an manchen Stellen zu einem Gefühl von leichtem Brechreiz. Micha hat sich besonders gefreut, dass an diesem Sonntag ein Videodreh in den Straßen stattfand, bei dem leicht bekleidete Mädchen durch die Strassen hüpften und sich mit Wasserpistolen nass machen ließen.











Ich verstehe überhaupt nicht warum er das so beeindruckend fand… so besonders schnell waren die nämlich gar nicht und sind deswegen auch ständig nass geworden.








Beim Schlendern durch die Stadt sind wir dann zufällig auf einen alten Bekannten gestoßen. An den Wasserfällen in Brasilien hatte ich mich schon mit einem im Rollstuhl sitzenden Franzosen unterhalten, der 6 Monate lang Südamerika bereist. Genau dieser Franzose fuhr mir fast einen Monat später in Santa Cruz wieder über den Weg! Das war natürlich Anlass genug, um mit ihm und seiner Freundin am Abend Essen zu gehen.









Besonders witzig fanden wir einen Fotografen auf dem Marktplatz, der mit einer uralten Kamera aus dem Jahr 1950 Leute fotografierte. Dieser große Kasten, in dem man das Bild auch gleich entwickeln kann, stammt aus Deutschland aus dem Hause Zeiss! Selbst wenn ihm von mehreren Ausländern schon 1000 Dollar für den Apparat angeboten worden sind, bevorzugt er es, wie schon seit 50 Jahren, die Leute auf dem Plaza mit schwarz weiß Bildern zu beglücken.

EN ESPANOL

Después de unos horas pasamos la frontera de Paraguay y recibimos el sello de salida de Paraguay. Después de unos horas mas pudimos ver la frontera de Bolivia con muchos soldados. La pobreza de la gente de Bolivia que pudimos ver desde el colectivo nos asustó mucho. Con nosotros viajaban unos mennonitas de Bolivia. Por medio de su ropa y sus cabellos rubios pudimos adivinar que ellos viven una vida muy tradicional. En el medio del nada ellos bajaron del colectivo y cargaron todas sus cosas en un carruaje. Cuando llegamos a Santa Cruz la primer cosa que hicimos fue sacar plata de un cajero automático. Por la noche comimos en un restaurante que estaba al lado de la plaza de armas. El día siguiente encontramos un Señor en la calle que sacaba fotos de los pasantes con una camera muy viejo que había sido fabricada después de la segunda guerra mundial en Alemania. Con esa camera podía revelar fotos en blanco y negro al instante. Todas las cosas que necesitaba estaban en la caja grande de la camera.


Montag, 3. Dezember 2007

Der Chaco- trostlose Einöde mit wahnsinnigen Temperaturen












Etwas ermattet von den letzten Dingen, die zu erledigen waren, bevor ich Asuncion für eine Weile verlassen konnte, saßen Micha und ich abends um 11 im Bus und fuhren in Richtung Chaco (Steppengebiet im Nordwesten Paraguays). Loma Plata, die Hauptstadt der Kolonie Menno, war das erste Ziel unserer Reise. Diese Kolonie ist mit ihren fast zwei Millionen Hektar so groß wie das Bundesland Hessen. Als wir morgens um 5 aus dem Bus stiegen, fiel uns zu allererst die Eintönigkeit dieser Gegend auf.


























Uns bewegte vor allem die Frage, wie man sich gerade diesen trostlosen sehr abgeschiedenen Flecken Erde aussuchen kann, um dort eine Zukunft aufzubauen.

Der für den Tourismus verantwortliche der Kolonie beantwortete uns an diesem Tag nicht nur diese Frage, sondern gab uns eine hervorragende Tour durch die Geschichte, die Gegenwart und die Zukunft der Mennoniten in Paraguay. Angesiedelt haben sie sich dort aufgrund von einem Irrtum. Nach einer besonders guten Regenphase blühte und wucherte der Chaco förmlich, als er von den ersten Pionieren begutachtet wurde. Die Pflanzenpracht verleitete sie zu dem Fehlschluss, dass dies prinzipiell eine gute Gegend für die Landwirtschaft sei. Heute leben im Chaco nahezu 15 000 Menschen, die 1927 auf Ochsenkarren aus Kanada kamen. Nachdem ihnen in Russland und Kanada ihre einst zugestandenen Privilegien, wie die deutsche Sprache, eigene Schulen und die Entbindung von der Wehrpflicht aberkannt wurden, fanden die Mennoniten in Paraguay ein neues Zuhause, das zudem ihre Sonderrechte anerkannte. Diese sind heute noch gültig. Bei den Mennoniten hat sich im Endeffekt vor allem die Hartnäckigkeit ausgezahlt. Sie sind heute eine der wichtigsten wirtschaftlichen Kräfte in ganz Paraguay und leben ausgesprochen sicher und sehr komfortabel im Vergleich zu vielen Paraguayern. Ein Erfolg, den sie sich wirklich hart erarbeitet haben.











Es kann schließlich nicht jeder von sich behaupten, dass er die Wüste zum blühen gebracht hat und aus eigentlich ziemlich unfruchtbarem Boden gutes Kapital gewinnen kann. Besonders interessant ist, dass die Mennoniten einen Staat im Staat errichtet haben. Sie haben eigentlich dadurch, dass sie ihr eigenes Schulsystem, Rentensystem, Gesundheitssystem und Sozialhilfesystem haben, zudem Deutsch oder Plattdeutsch sprechen und viele Deutsche Traditionen aufrechterhalten haben, nicht besonders viel mit dem Rest des Landes zu tun. Micha und ich sind leider nicht auf die Idee gekommen, dass sich die Mennoniten so weit vom Rest von Paraguay unterscheiden, dass selbst ihr Bankensystem nur für sie zugänglich ist. Deswegen sind wir auch nicht davon ausgegangen, dass wir dort an keinerlei Geld rankommen können. Mit den letzten Guaranis konnten wir gerade noch so unser Busticket nach Bolivien kaufen. Abgesehen davon, dass wir eigentlich gar nicht nach Bolivien wollten, sondern nach Argentinien, waren wir total glücklich die staubige deprimierende Savanne hinter uns lassen zu können, ohne spülen zu müssen. Zudem ist die Hitze nahezu unerträglich dort.












Einen klaren Gedanken bei guten 45 Grad zu fassen ist nahezu unmöglich. Man ist schon genügend mit schwitzen und neuer Wasserzufuhr beschäftigt. Besonders glücklich waren wir an dieser Stelle über Ernie, unseren vielbewunderten ledernen Thermo, der an vielen Stellen unserer Reise eiskaltes Wasser in Kombination mit Mate für uns bereit hielt.











Unser Hotel mussten wir schon mit argentinischen Pesos bezahlen, die ich zum Glück zufälligerweise dabei hatte. Dank des brillanten Einfalls von Micha, hatten wir uns zuvor Brötchen und Belag in einem Supermarkt gekauft, den wir so rationieren konnten, dass wir die 20 Stunden Busfahrt ohne großes Hungerleiden überstehen konnten. Diese ganze Situation entsprach zwar nicht unbedingt unserer Vorstellung von Urlaub, aber wir waren glücklich, so noch einigermaßen aus der Situation raus zu kommen. Die letzten Guaranis wurden noch für Wasser ausgegeben, bevor wir nachts um 12 an die Hauptstrasse gebracht wurden an der der Bus abfahren sollte. Der nette Herr, der uns die Tickets verkauft hatte, hatte sich nur um 3 Stunden vertan, die wir wartend zusammen mit einem Paraguayer und unserem Freund dem Flachmann an der Strasse verbrachten! Nachdem bereits einige Busse an uns vorbei gefahren waren probte Micha einen Supermanmäßigen Auftritt als Busstopper, der dann aber zum Glück nicht mehr nötig wurde.
















Absolute Highlights des Chacos waren:

1. Deutsch-Spanische Beschriftungen der Lebensmittel im Supermarkt:





























2. Die schwer an Deutschland erinnernden Verkehrs- und Hinweisschilder, die garnicht typisch sind für Paraguay














"Bitte diesen Parkplatz nur während der Bürozeit benutzen" ist in dieser Einöde für uns ein absoluter Lacher gewesen. Es fiel uns schwer uns vorzustellen, dass hier jemals Parkplatzmangel herrschen könnte. Aber es muss ja alles immer auch schön seine Ordnung haben!



















3. Indigene Frauen, die sich weigerten ohne einen Verkaufsgegenstand vor der Kamera zu posieren. Natürlich haben wir ihr diese überaus reizend und vor allem auf einer Reise sehr nützliche Schildkröte abgekauft.



















Was wir gelernt haben:

Interviews können manchmal garnicht so einfach sein, vor allem wenn der Gesprächspartner einfach garnicht auf die Fragen eingeht oder in riesigen Kreisen um den heißen Brei redet. Wie groß solche Kreise definiert sein können, scheint dann doch wiederum kulturabhängig zu sein. Der Unterschied zwischen den sachlichen und präzisen Aussagen der Mennoniten und den farbigeren, bunteren und dezent bis hin zu Adam und Eva ausschweifenden Antworten (die selten überhaupt etwas mit der Frage zu tun hatten) der indigenen Bevölkerung, deuteten dezent auf ein gewisses Verständigungsproblem der unterschiedlichen Bevölkerungsteile des Chacos hin.

EN ESPANOL:

Micha, mi precioso amigo de Alemania y yo nos fuimos a un viaje muy largo. De Asuncion tomamos un autobús a Loma Plata – la primera estación de nuestro viaje. Cuando llegamos hacia demasiado color- casi 45 ° Celsius. El responsable para el turismo nos monstró la fábrica de leche y el lugar a donde se carnea el ganado. Pero no solamente hablamos con los mennonitas sino también con las otros habitantes del chaco- los indígenas. Nosotros no habíamos pensado que no existen cajeros automáticos en el chaco y casi hizo falta que nosotros lavaranos la vajilla. Pero por suerte tenia unos pesos argentinos con los que pudimos pagar el hotel. No habíamos querido irnos a Bolivia pero en el chaco no teníamos otra possibilidad que ir a Bolivia o volver a Asuncion. En la noche esperamos mas de 3 horas a lado de la autopista al colectivo.