Montag, 3. Dezember 2007

Der Chaco- trostlose Einöde mit wahnsinnigen Temperaturen












Etwas ermattet von den letzten Dingen, die zu erledigen waren, bevor ich Asuncion für eine Weile verlassen konnte, saßen Micha und ich abends um 11 im Bus und fuhren in Richtung Chaco (Steppengebiet im Nordwesten Paraguays). Loma Plata, die Hauptstadt der Kolonie Menno, war das erste Ziel unserer Reise. Diese Kolonie ist mit ihren fast zwei Millionen Hektar so groß wie das Bundesland Hessen. Als wir morgens um 5 aus dem Bus stiegen, fiel uns zu allererst die Eintönigkeit dieser Gegend auf.


























Uns bewegte vor allem die Frage, wie man sich gerade diesen trostlosen sehr abgeschiedenen Flecken Erde aussuchen kann, um dort eine Zukunft aufzubauen.

Der für den Tourismus verantwortliche der Kolonie beantwortete uns an diesem Tag nicht nur diese Frage, sondern gab uns eine hervorragende Tour durch die Geschichte, die Gegenwart und die Zukunft der Mennoniten in Paraguay. Angesiedelt haben sie sich dort aufgrund von einem Irrtum. Nach einer besonders guten Regenphase blühte und wucherte der Chaco förmlich, als er von den ersten Pionieren begutachtet wurde. Die Pflanzenpracht verleitete sie zu dem Fehlschluss, dass dies prinzipiell eine gute Gegend für die Landwirtschaft sei. Heute leben im Chaco nahezu 15 000 Menschen, die 1927 auf Ochsenkarren aus Kanada kamen. Nachdem ihnen in Russland und Kanada ihre einst zugestandenen Privilegien, wie die deutsche Sprache, eigene Schulen und die Entbindung von der Wehrpflicht aberkannt wurden, fanden die Mennoniten in Paraguay ein neues Zuhause, das zudem ihre Sonderrechte anerkannte. Diese sind heute noch gültig. Bei den Mennoniten hat sich im Endeffekt vor allem die Hartnäckigkeit ausgezahlt. Sie sind heute eine der wichtigsten wirtschaftlichen Kräfte in ganz Paraguay und leben ausgesprochen sicher und sehr komfortabel im Vergleich zu vielen Paraguayern. Ein Erfolg, den sie sich wirklich hart erarbeitet haben.











Es kann schließlich nicht jeder von sich behaupten, dass er die Wüste zum blühen gebracht hat und aus eigentlich ziemlich unfruchtbarem Boden gutes Kapital gewinnen kann. Besonders interessant ist, dass die Mennoniten einen Staat im Staat errichtet haben. Sie haben eigentlich dadurch, dass sie ihr eigenes Schulsystem, Rentensystem, Gesundheitssystem und Sozialhilfesystem haben, zudem Deutsch oder Plattdeutsch sprechen und viele Deutsche Traditionen aufrechterhalten haben, nicht besonders viel mit dem Rest des Landes zu tun. Micha und ich sind leider nicht auf die Idee gekommen, dass sich die Mennoniten so weit vom Rest von Paraguay unterscheiden, dass selbst ihr Bankensystem nur für sie zugänglich ist. Deswegen sind wir auch nicht davon ausgegangen, dass wir dort an keinerlei Geld rankommen können. Mit den letzten Guaranis konnten wir gerade noch so unser Busticket nach Bolivien kaufen. Abgesehen davon, dass wir eigentlich gar nicht nach Bolivien wollten, sondern nach Argentinien, waren wir total glücklich die staubige deprimierende Savanne hinter uns lassen zu können, ohne spülen zu müssen. Zudem ist die Hitze nahezu unerträglich dort.












Einen klaren Gedanken bei guten 45 Grad zu fassen ist nahezu unmöglich. Man ist schon genügend mit schwitzen und neuer Wasserzufuhr beschäftigt. Besonders glücklich waren wir an dieser Stelle über Ernie, unseren vielbewunderten ledernen Thermo, der an vielen Stellen unserer Reise eiskaltes Wasser in Kombination mit Mate für uns bereit hielt.











Unser Hotel mussten wir schon mit argentinischen Pesos bezahlen, die ich zum Glück zufälligerweise dabei hatte. Dank des brillanten Einfalls von Micha, hatten wir uns zuvor Brötchen und Belag in einem Supermarkt gekauft, den wir so rationieren konnten, dass wir die 20 Stunden Busfahrt ohne großes Hungerleiden überstehen konnten. Diese ganze Situation entsprach zwar nicht unbedingt unserer Vorstellung von Urlaub, aber wir waren glücklich, so noch einigermaßen aus der Situation raus zu kommen. Die letzten Guaranis wurden noch für Wasser ausgegeben, bevor wir nachts um 12 an die Hauptstrasse gebracht wurden an der der Bus abfahren sollte. Der nette Herr, der uns die Tickets verkauft hatte, hatte sich nur um 3 Stunden vertan, die wir wartend zusammen mit einem Paraguayer und unserem Freund dem Flachmann an der Strasse verbrachten! Nachdem bereits einige Busse an uns vorbei gefahren waren probte Micha einen Supermanmäßigen Auftritt als Busstopper, der dann aber zum Glück nicht mehr nötig wurde.
















Absolute Highlights des Chacos waren:

1. Deutsch-Spanische Beschriftungen der Lebensmittel im Supermarkt:





























2. Die schwer an Deutschland erinnernden Verkehrs- und Hinweisschilder, die garnicht typisch sind für Paraguay














"Bitte diesen Parkplatz nur während der Bürozeit benutzen" ist in dieser Einöde für uns ein absoluter Lacher gewesen. Es fiel uns schwer uns vorzustellen, dass hier jemals Parkplatzmangel herrschen könnte. Aber es muss ja alles immer auch schön seine Ordnung haben!



















3. Indigene Frauen, die sich weigerten ohne einen Verkaufsgegenstand vor der Kamera zu posieren. Natürlich haben wir ihr diese überaus reizend und vor allem auf einer Reise sehr nützliche Schildkröte abgekauft.



















Was wir gelernt haben:

Interviews können manchmal garnicht so einfach sein, vor allem wenn der Gesprächspartner einfach garnicht auf die Fragen eingeht oder in riesigen Kreisen um den heißen Brei redet. Wie groß solche Kreise definiert sein können, scheint dann doch wiederum kulturabhängig zu sein. Der Unterschied zwischen den sachlichen und präzisen Aussagen der Mennoniten und den farbigeren, bunteren und dezent bis hin zu Adam und Eva ausschweifenden Antworten (die selten überhaupt etwas mit der Frage zu tun hatten) der indigenen Bevölkerung, deuteten dezent auf ein gewisses Verständigungsproblem der unterschiedlichen Bevölkerungsteile des Chacos hin.

EN ESPANOL:

Micha, mi precioso amigo de Alemania y yo nos fuimos a un viaje muy largo. De Asuncion tomamos un autobús a Loma Plata – la primera estación de nuestro viaje. Cuando llegamos hacia demasiado color- casi 45 ° Celsius. El responsable para el turismo nos monstró la fábrica de leche y el lugar a donde se carnea el ganado. Pero no solamente hablamos con los mennonitas sino también con las otros habitantes del chaco- los indígenas. Nosotros no habíamos pensado que no existen cajeros automáticos en el chaco y casi hizo falta que nosotros lavaranos la vajilla. Pero por suerte tenia unos pesos argentinos con los que pudimos pagar el hotel. No habíamos querido irnos a Bolivia pero en el chaco no teníamos otra possibilidad que ir a Bolivia o volver a Asuncion. En la noche esperamos mas de 3 horas a lado de la autopista al colectivo.