Montag, 21. April 2008

WAHLSIEG DES BISCHOFS DER ARMEN

Am 20. April 2008 siegte bei den Präsidentschaftswahlen Fernando Lugo, auch bekannt als Bischof der Armen“, über die korrupte Colorado-Partei. Nach einem halben Jahrhundert ist die Herrschaft der korrupten Colorado-Partei in Paraguay beendet und der abtrünnige Bischof wurde mit einer klaren Mehrheit von 41 Prozent der Wählerstimmen gewählt. Lugo vertrat als Bischof von 1994 an die linksgerichtete Theologie der Befreiung und geriet damit in Konflikt mit dem Vatikan. Im Dezember 2006 legte er sein geistliches Amt nieder, weil er sonst nach der Verfassung des Landes nicht für ein politisches Amt hätte kandidieren können.


Dies ist ein historisches Ereignis, weil nach 61 Jahren der Herrschaft der selben Partei eine neue Partei die Macht übernimmt. Es wurde ausserdem die höchste Wahlbeteiligung seit dem Ende des Stroessner-Regimes verzeichnet. PARAGUAY HAT EINE WEITERE HÜRDE AUF DEM WEG ZUR DEMOKRATIE GENOMMEN!

Der scheidende Präsident Nicanor Duarte konnte nach fünfjähriger Amtszeit nicht wiedergewählt werden. Seine Colorado-Partei wird mit Jahrzehnten der Korruption in Verbindung gebracht. Dank eines straffen Parteiapparats und mehrerer hunderttausend loyaler Beamter konnte sie sich so lange an der Macht halten. Mit freudigen Rufen forderten die Menschen, die sich in der Innenstadt eingefunden hatten um das Ergebnis zu feiern, Haftstrafe für den ehemaligen Präsidenten. Die Tatsache, dass endlich die Chance auf einen Wechsel besteht weckt Hoffnungen bei vielen Menschen. Lugo warb im Wahlkampf für eine bessere Lebensqualität insbesondere der indigenen Bevölkerung. Blanca Ovelar, die Gegenkandidatin, räumte in einer Fernsehansprache ihre Niederlage ein.

Mit dem Sieg des „Bischofs der Armen“ setzt sich der Trend zu Mitte-Links-Regierungen in Südamerika fort – wie zuvor schon in Venezuela, Bolivien, Ecuador, Brasilien, Argentinien, Chile und Uruguay.


Unterstützt wird Lugo von dem vor acht Monaten gebildeten Bündnis Patriotische Allianz für den Wechsel, dem neben der größten Oppositionspartei auch Gewerkschaften und Vertreter von Landarbeitern und Indianern angehören.

Im stundenlangen Kampf um ein Foto, konnte ich direkt vor der Bühne stehend einige Bilder des neuen Präsidenten machen. Dies geschah im wahrsten Sinne des Wortes im Schweisse meines Angesichts. Ich habe noch nie so hart um eine Foto gekämpft!!!!!!!!





















































Die Freude der Menschen nach dem Ausgang der Wahl war gross. Überall in den Strassen bildeten sich Menschenaufläufe, Autos fuhren hupend mit Fahnen ausgestattet durch die Stadt.






































































Die Stimmabgabe verlief an den von mir besuchten Stellen sehr ruhig und friedlich. Habe auch meinen Freund begleitet, als er wählen gegangen ist. Interessant erschien mir, dass auf den Stimmzetteln Gesichtern neben den Namen zu finden sind, wegen der hohen Analphabetenrate in Paraguay. An jedem einzelnen Wahltisch im Land sass jeweils ein Vertreter von jeder Partei. Da keinen keinem traut ist dieses Verfahren nötig.