Sonntag, 9. November 2008

Im Inland von Paraguay

Idyllisch plätschert das Leben im Inland von Paraguay vor sich hin. Einem perfeken Stillleben gleicht die Landschaft, die rote Erde und die kleinen bunten Holzhäuschen der Campesinos.




















Holzwägen mit riesigen Rädern ziehen gemütlich über die Erdwege.



























Das was man zum Leben braucht bekommt man in kleinen Kiosken, die sich oft etwas versteckt in einzelnen Häusern finden lassen. Überall hängt Wäsche zum trocknen um die Häuser herum.


















Vereinzelt sieht man eine Bauersfrau, die noch beschäftigt damit ist die Wäsche in einer kleinen Holzschale zu waschen um sie anschliessend in einem mit Wasser gefüllten Gummireifen von der Seife zu befreien. Ein schönes sauberes Badezimmer sucht man im ländlichen Paraguay nahezu vergeblich. Kleine Holzhütten neben dem Haus dienen als Toilette, etwas grössere Hütten als Duschmöglichkeit. Einen Blick ins innere konnte ich leider nicht wagen, da ich nicht fragen wollte ob ich mal die Toilette dieser gastfreundlichen netten Menschen fotografieren darf.


















Das jedoch auch die Moderne in diese entlegenen Ecken des Landes eingezogen ist, zeigen die immer häufiger auftretenden Motorräder der vielen Jugendlichen, die meist viel Staub aufwirbeln. In den Statistiken wird dies als Zeichen dafür ausgelegt, dass selbst im Inland der Konsum und die Kaufkraft zunimmt als Beweis dafür, dass das Wirtschaftwachstum Paraguays auch beim armen Mann ankommt. Etwas was auf jeden Fall beim armen Bauern ankommt, ist die Hilfe der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit kurz GTZ genannt. Auch wenn sie zahlenmässig immer weniger vertreten ist, versucht sie doch immer noch so viel Einfluss wie möglich auf die Anbaumethoden der Bauern im Inland zu nehmen. Trotzig kämpfen die letzten 3 übrig gebliebenen gegen Brandrodung, gegen den Einsatz von künstlichem Dünger und versuchen nachhaltige Anbaumethoden zu vermitteln. Ohne grosse Erklärungen begreift man sofort, wenn man durchs Inland fährt, das die Verbreitung von nachhaltigen Umwelt- und Bodenschonenden Anbaumethoden bitter nötig ist. Nicht selten läuft man aus einem Stück übrig gebliebenen Naturwald heraus, und blickt auf ein abgebranntes Schlachtfeld, in dem die schwarzen verbrannten Baumstümpfe als Zeichen dafür in den Himmel ragen, das auch hier einmal ein schöner Wald gestanden hat.


















Das man den Naturwald auch pflegen und trotzdem einen Gewinn mit den Bäumen machen kann versucht die GTZ den auf dem Land lebenden Bauern zu vermitteln. Ohne Probleme kann man einen ausgewachsenen Baum aus dem Wald entnehmen und etwas Geld damit verdienen, wenn man darauf achtet, dass sich um ihn herum schon mehrere "Zukunftsbäume" gebildet haben.





















Auf diese Art und Weise erschöpft sich auch nicht die Möglichkeit mit dem Holz des Waldes Geld zu machen auf einen Baumschlag. Fakt ist auch, dass die Fruchtbarkeit des Bodens sehr schnell abnimmt, nach einer Brandrodung, wenn dem Boden nicht irgendwie die Nährstoffe zurück gegeben werden, die ihm entzogen wurden. Dann können nach einigen Ernten statt vorher 4000 kg nur noch 1800 kg Mais pro Hektar geerntet werden.























Frustriert über den niedrigen Ertrag brandrodet Bauer A gleich einen weiteren Hektar seines Grundstücks, während Bauer B, der von der GTZ beraten wird, Gründünger pflanzt. Auf natürliche Art und Weise steigert er so seinen Ertrag wieder auf 4000 kg pro Hektar und bleibt zudem im Besitz der wunderschönen Waldfläche auf seinem Grundstück. Freudig grinst Bauer B, der zwar grundsätzlich sehr glücklich ist über die neuen Methoden, die ihm die GTZ beigebracht hat, aber immer noch ein bisschen mit der Durchführung hadert. Eigentlich hätte er den Gründünger als er noch klein war abschneiden sollen, damit er den Boden bedeckt in dem der Mais gepflanzt ist und ihn gegen die starke Sonneneinstrahlung schützt. Nach der Hälfte seines Feldes hat ihn aber wohl irgendwie die Lust verlassen, deswegen stehen die trockenen viel zu gross gewachsenen Düngungspflanzen inmitten seiner Erntepflanzen. "Das ist doch kein Problem", sagt Bauer B, "die reiss ich einfach aus, wenn ich dann mal Ernten möchte"..... nachdem er seine Muskeln spielen lassen hat hält er auch voller Stolz den ausgerissenen Gründünger in seiner Hand. Nachdem er doch etwas ins Schwitzen geraten war eilt er schnell wieder zurück zu dem vorbildlichen Teil seiner Pflanzungen und lobt nochmal die Beratungsleistung der GTZ.






















Auf einem weiteren Stück Land hat er den Anbau von Zuckerrohr vorbereitet. Er weiss genau, was er ausgeben muss, um Zuckerrohr für die sich im Bau befindende Zuckerrohrverarbeitungsanlage anzubauen. Vergessen zu fragen hat er jedoch für wieviel diese Firma ihm den Zuckerrohr abnehmen wird. "Man muss das halt einfach mal probieren", versucht er sein Unwissen zu erklären. Wir drücken ihm die Daumen, das die Firma einen anständigen Preis zahlen wird. Seine Naivität zeigt wie wichtig es ist, dass Menschen, die ihm einen guten Rat geben ihm zur Seite stehen. Die Anzahl der von der GTZ bezahlten Techniker im Inland beläuft sich im Moment auf 58. Sie sprechen Guarani und vermittel die Methoden und Techniken, die die deutschen Entsandten ihnen beigebracht haben an die Bauern. Im nächsten Jahr sollen nur noch 30 Techniker zur Verfügung stehen, irgendwann garkeine mehr. Seit geraumer Zeit zieht Deutschland die Entwicklungshilfe aus Paraguay ab. In Zeiten der Bankenkrise, von Altersarmut, zurück gehenden Renten etc. ist der Fokus wieder mehr auf das eigene Land gerichtet. Dem deutschen Steuerzahler kann nicht mehr vermittelt werden, warum er dazu beitragen soll, dass Bauer B in Paraguay nicht mehr brandroden muss, sondern bessere Methoden vermittelt bekommt. Meckernd und mosernd kommt der deutsche Steuerzahler zurück in seine eigenen vier Wände, setzt sich vor seinen grossen Fernseher auf das gemütliche Sofa und wechselt schnell den Kanal auf dem eine der vielen Berichterstattungen über die Armut in der Dritten Welt übertragen wird.