Freitag, 27. Juni 2008

Erschreckende bzw. erbärmliche Zahlen für Paraguay

Ich wusste ja schon immer, dass der Staatsapparat in Paraguay besser sein könnte, diese aktuellen Zahlen aus einer der bekanntesten Zeitungen in Paraguay entnommen sind jedoch wirklich erschreckend:


Staatsapparat Paraguays extrem ineffizient. - Die paraguayische Regierung gilt als eine der ineffektivsten des lateinamerikanischen Kontinents. Auf einer Rangliste von 100 Punkten erhielten paraguayische Staatsangestellte lediglich einen Durchschnitt von 12 Punkten. Somit gehört Paraguay zu den drei Ländern Lateinamerikas, deren Staatsapparat die größte Ineffizienz aufweist. Wie in einer Bemerkung diesbezüglich verlautete, seien die Staatsangestellten der paraguayischen Regierung hauptsächlich darauf bedacht, ihr Gehalt und die eigenen Interessen zu verteidigen. Im Bereich der erreichten Ziele erhielt Paraguay dagegen 16 von 100 Punkten. Der Bericht wurde von der Interamerikanischen Entwicklungsbank erstellt. Neben Paraguay wurden auch Ecuador und Perú mit einer minimal effizienten Regierung bezeichnet. Die beste Punktezahl erhielten Brasilien, Chile und Mexiko. Doch selbst diese Länder erreichten nicht einmal den Durchschnitt von 50 Punkten.




Sonntag, 15. Juni 2008

Wochendenausflug Nummer 2

Sobald endlich wieder Wochenende war und wir nicht arbeiten mussten haben wir die Mutter wieder in das rote kleine Autochen eingepackt und sind paraguayische Sehenswürdigkeiten abklappern gefahren. Obwohl wir die Mutter explizit gebeten hatten doch sportliche Schuhe vorzuziehen, bestand sie auf ihre Prinzessinnenschuhe, "die sich hervorragend auch für längere Wegstrecken eignen".























Auf dem Programm stand als erstes Caacupe mit seiner riesigen und wirklich schönen Kirche. Umrandet war diese von zahlreichen Ständen mit Souvenirs aller Art. In besonders grosser Anzahl findet man dort kleine Marienstatuen der Jungfrau von Caacupe in den schillernsten Farben.


















Manchmal sogar mit glitzerndem Kunsthaar versehen oder von einem blinkenden Heiligenschein umgeben. Erstaunt waren wir über den erstaunlich guten Zustand der Kirche. Ich würde sogar das Wort prachtvoll verwenden. Im Normalfall legt man beim Bau von Gebäuden nicht unbedingt grossen Wert auf eine ordentliche Verarbeitung oder gar auf kleine kunstvolle Detailles. Hingerotzt nach allen Regeln der Kunst werden hier oft die Gebäude und auf Nachfrage an den Bauherren erhält man nur ein müdes Schulterzucken. Oder man wird gefragt, ob alles nochmal gemacht werden soll, was natürlich beinhaltet, dass nochmal alles bezahlt wird. Zurück zur Kirche: Diese ist mehr als ordentlich und mit viel Liebe gebaut und konstruiert worden.





































Dies liegt daran, weil sie den beliebtesten Wallfahrtsort in ganz Paraguay darstellt. Jeden 8 Dezember wandert jeder der Laufen kann nach Caacupe um dort die heilige Jungfrau zu besuchen. Ein Ereignis, an dem ich leider letztes Jahr nicht teilnehmen konnte, weil ich mich auf Rundreise befunden habe. Nachdem auch die Mutti und ich eine kleine kitschige Heiligenfigur erstanden haben war dann auch schon wieder Zeit zum Mittagessen. Von einem typischen Grill, den man an allen Ecken in Paraguay findet assen wir super zähes Fleisch mit wenig Beilage. Fleisch und Brot ist hier bei jedem Essen das Hauptgericht. Gemüse wird im allgemeinen nicht besonders geschätzt. Wenn es denn mal sein muss vielleicht ein Salat für den Vitaminhaushalt, aber bestimmt kein Zuchiniauflauf oder ein Blumenkohleintopf!!!!!!!!!!!





















Das nächste Ziel auf unserem Ausflug war die Töpferstadt Tobati. Nahezu alle Dachziegel, die es in Paraguay zu kaufen gibt werden dort in den grossen Öfen hergestellt. Zahlreiche schmauchende Schornsteine zierten den Strassenrand, zerstörten allerdings in keinster Weise das Landschaftsbild. Nahezu romantisch muten diese Öfen an, die weit zurück liegen im Zeitalter der Industrialisierung. Auf einem kleinen Aussichtspunkt liessen wir die Landschaft auf uns wirken.








































Mutters Prinzessinnenschuhe bewährten sich, mit etwas Hilfe, auch an dieser Stelle. Der Auf- und Abstieg über Felsen mutete zwar mit diesem Schuhwerk etwas merkwürdig an, aber mit der hilfreichen Hand von Arnaldo meisterte die Mutter auch diesen holprigen Abgang.






















Nachdem wir einen riesigen Souveniershop abgeklappert hatten ergab sich auch noch die Gelegenheit ein typisches paraguayisches Foto zu schiessen. Dicht hintereinander passierten wir mit dem Auto zuerst einen typischen paraguayischen Gaucho mit der stilgerechten Schaffellmontur, dicht gefolgt von einem Ochsenkarren, der einem in Paraguay sehr oft über den Weg fährt.
























Die Menschen freuten sich sehr über die Aufmerksamkeit, die ihnen zu Gute kam und posierten bereitwillig vor der Kamera. Den Abschluss unseres Ausfluges bildete Atyra, die sauberste Stadt in ganz Paraguay. Hier konnte die Mutter noch eine Ledertasche abstauben, bevor wir von einem Berg aus den Blick über das kleine Städtchen genossen. Auf diesem Berg befindet sich auch eines der schönsten Hotels in ganz Paraguay. Luxus pur kann man auf diesem Berg erleben, in wunderschönem Ambiente mit einem genialen Ausblick über einen der letzten Waldstücke in Paraguay.

Samstag, 14. Juni 2008

Ein Tag im Nationalpark Ybicui

Frei nach dem Moto "Das Wandern ist des Müllers Lust" haben Arnaldo und ich uns Wanderschuhe angezogen, während die Mutter schreiend pinkene Feenschuhe bevorzugte. Entsprechend ausgerüstet sind wir in das kleine rote Autochen von Arnaldos Schwester gestiegen und stundenlang weit aus Asuncion hinaus in die Pampa gefahren. Man darf sich das nicht so vorstellen, dass man irgendwelchen Schildern folgt, die ausweisen, wo sich die wunderbaren paraguayischen Sehenswürdigkeiten befinden. Als Ausländer hat man eigentlich keine Chance jemals einen schönen Ort in Paraguay zu finden, wenn man nicht einen Guide bei sich hat. Zum Glück hat Arnaldo diese Funktion übernommen und zudem seine Schwester davon überzeugen können, dass sie das Auto dieses Wochenende wirklich nicht braucht. Der Durchschnittsparaguayer schätzt weder wunderschöne Landschaften und noch viel weniger eine straffe Wanderung von über zwei Stunden, um nahezu unberührte Fleckchen Erde aufzusuchen. Deswegen haben wir bei unserem Ausflug auch niemanden getroffen, abgesehen von dem einsamen Wächter, der den Eingang bewachen musste. Hier erinnert wirklich garnichts an Spaziergänge auf den überbevölkerten Strassen rund um den Bodensee, so dass man nahezu in Reih und Glied marschieren muss, um überhaupt ein Plätzle in der wunderschönen Natur einnehmen zu können.Weil ich manchmal eben doch noch viel zu europäisch denke bin ich irgendwie davon ausgegangen, dass es in dem Park irgendwo etwas zu Essen geben würde. Abgesehen von der Essgelegenheit, die nicht aufzufinden was, gab es auch keine Mülleimer oder Hinweisschilder, die einem andeuten, dass man die Hälfte des Weges hinter sich hat oder sich überhaupt auf dem richtigen Weg befindet. Mit einer Packung trockener Kekse bewaffnet sprintete unser kleiner Mogli alias Arnaldo uns vorraus und hatte auch keine Scheu ungefähre Aussagen über die Länge des verbleibenden Weges zu machen, die sich jedoch meist als sehr vage erwiesen. Trotz fehlender anderer Wanderer waren wir in ständiger Begleitung von unzähligen kleinen fiesen Blutsaugern, die eine Vorliebe für europäisches Blut zu haben schienen. Obwohl die Temperaturen eigentlich ein ärmelloses Wandern zugelassen hätten, blieb uns nichts anderes übrig, als schwitzend die Hitzewallungen unter dem Stoff zu etragen. Die Mutter machte jedoch auf die kleinen Biester einen so süssen Eindruck, dass sie auch vor ihrer Stirn keinen Halt machten. Als fabelhaftes Einhorn mit pinkenen Schuhen beendete die Mutter unseren kleinen Ausflug.