Mittwoch, 5. Dezember 2007

Bolivien- Das Land der breiten Hintern, langen Zöpfe und merkwürdigen Trachten

Nächtlicher Grenzübergang und Santa Cruz

Sehr abenteuerlich haben wir mitten in der Nacht die Grenze nach Bolivien überquert. Nach mehreren Stunden Fahrt durch den menschenleeren Chaco erreichten wir den letzten Kontrollpunkt in Paraguay, der sich definitiv mitten in der Pampa befand.









Eine kleine Hütte mit mehreren Stockbetten und einem einzelnen Schreibtisch wurde als offizieller Grenzposten deklariert! Nach weiteren Stunden Fahrt und ungefähr 4 weiteren Kontrollposten hatten Micha und ich dann endlich den richtigen Ausreisestempel aus Paraguay und einen Einreisestempel nach Bolivien.






















Die Armut der Menschen am Grenzübergang war das erste was einem definitiv ins Auge stach. Die Vermietung der Toilette an Durchreisende als einzige Einnahmemöglichkeit ist in dieser Einöde nicht genug, um sich ein ordentliches Dach über dem Kopf leisten zu können.











Die Toilette, deren Spülung mit Hilfe eines Eimer Wassers funktionierte, war auch mehr als abenteuerlich. Mit in unserem Bus befanden sich mehrere mennonitische Familien, die in Bolivien eine neue Heimat gefunden hatten und sich deutlich von den paraguayischen Mennoniten abhoben.

















Die traditionelle, sehr altbackene Kluft und die blonden Haare, die streng nach hinten frisiert waren, unterschieden diese von der Herkunft her Deutschen sofort von den anderen Mitreisenden. Sie erregten einiges an Aufmerksamkeit im Bus, vor allem als sie mitten in der Pampa ausstiegen und ihren kompletten Hausrat vom Bus in Pferdewägen verluden.









Wenigstens ein kurzes Gespräch konnten wir mit diesen sehr merkwürdigen Menschen führen, bevor die eine Familie mit ihren 8 Kindern den Bus verließ. Ordentlich fertig und ziemlich stinkend, weil natürlich keine Klimaanlage im Bus vorhanden war, kamen Micha und ich nach 20 Stunden Fahrt in Santa Cruz an. Beim Hotel achteten wir nicht besonders auf den Preis. Ein kurzer Blick auf den Pool reichte, um zu überzeugen, dass ein bisschen Luxus an dieser Stelle wohl sein müsste. Nachdem die Stadt kurz erkundet worden war, freuten wir uns besonders auf eine Partynacht, weil ja schließlich nicht jeden Abend Samstagnacht ist.











Nach einem schönen Abendessen auf einer Terrasse über dem Hauptplatz der Stadt und einer sehr guten Flasche Rotwein bin ich allerdings fast am Tisch eingeschlafen! Diese groteske Szene, bei der mein Kopf wohl einfach weggeknickt ist und ich die Augen wirklich gar nicht mehr offen halten konnte, noch während ich am Tisch saß, ist im Laufe des Urlaubs von Micha noch einige Male in den schillernsten Farben beschrieben worden. Das angedachte kurze Schläfchen, um wieder zu Kräften zu kommen, dehnte sich allerdings leider über die ganze Nacht aus. Nach 12 Stunden Schlaf gestanden wir uns dann doch ein, dass wir wohl ein kleines Schlafdefizit hatten. Am nächsten Tag erkundeten wir die Stadt.








Kauften alles mögliche was man eigentlich nicht braucht auf einem Markt und stopften viele regionale Köstlichkeiten in uns rein. Vieles hätten wir gerne probiert, aber die mangelnde Hygiene an manchen Orten kann dann doch zu bösen Folgen haben, um das Risiko einzugehen!








Der Markt war eigentlich fast noch atemberaubender, im wahrsten Sinne des Wortes, als in Asuncion. Das Fleisch, das in der prallen Mittagssonne hing und der Dreck der Strasse, gemischt mit alten Lebensmitteln, Hühnerköpfen und lebenden Tieren führte an manchen Stellen zu einem Gefühl von leichtem Brechreiz. Micha hat sich besonders gefreut, dass an diesem Sonntag ein Videodreh in den Straßen stattfand, bei dem leicht bekleidete Mädchen durch die Strassen hüpften und sich mit Wasserpistolen nass machen ließen.











Ich verstehe überhaupt nicht warum er das so beeindruckend fand… so besonders schnell waren die nämlich gar nicht und sind deswegen auch ständig nass geworden.








Beim Schlendern durch die Stadt sind wir dann zufällig auf einen alten Bekannten gestoßen. An den Wasserfällen in Brasilien hatte ich mich schon mit einem im Rollstuhl sitzenden Franzosen unterhalten, der 6 Monate lang Südamerika bereist. Genau dieser Franzose fuhr mir fast einen Monat später in Santa Cruz wieder über den Weg! Das war natürlich Anlass genug, um mit ihm und seiner Freundin am Abend Essen zu gehen.









Besonders witzig fanden wir einen Fotografen auf dem Marktplatz, der mit einer uralten Kamera aus dem Jahr 1950 Leute fotografierte. Dieser große Kasten, in dem man das Bild auch gleich entwickeln kann, stammt aus Deutschland aus dem Hause Zeiss! Selbst wenn ihm von mehreren Ausländern schon 1000 Dollar für den Apparat angeboten worden sind, bevorzugt er es, wie schon seit 50 Jahren, die Leute auf dem Plaza mit schwarz weiß Bildern zu beglücken.

EN ESPANOL

Después de unos horas pasamos la frontera de Paraguay y recibimos el sello de salida de Paraguay. Después de unos horas mas pudimos ver la frontera de Bolivia con muchos soldados. La pobreza de la gente de Bolivia que pudimos ver desde el colectivo nos asustó mucho. Con nosotros viajaban unos mennonitas de Bolivia. Por medio de su ropa y sus cabellos rubios pudimos adivinar que ellos viven una vida muy tradicional. En el medio del nada ellos bajaron del colectivo y cargaron todas sus cosas en un carruaje. Cuando llegamos a Santa Cruz la primer cosa que hicimos fue sacar plata de un cajero automático. Por la noche comimos en un restaurante que estaba al lado de la plaza de armas. El día siguiente encontramos un Señor en la calle que sacaba fotos de los pasantes con una camera muy viejo que había sido fabricada después de la segunda guerra mundial en Alemania. Con esa camera podía revelar fotos en blanco y negro al instante. Todas las cosas que necesitaba estaban en la caja grande de la camera.


Montag, 3. Dezember 2007

Der Chaco- trostlose Einöde mit wahnsinnigen Temperaturen












Etwas ermattet von den letzten Dingen, die zu erledigen waren, bevor ich Asuncion für eine Weile verlassen konnte, saßen Micha und ich abends um 11 im Bus und fuhren in Richtung Chaco (Steppengebiet im Nordwesten Paraguays). Loma Plata, die Hauptstadt der Kolonie Menno, war das erste Ziel unserer Reise. Diese Kolonie ist mit ihren fast zwei Millionen Hektar so groß wie das Bundesland Hessen. Als wir morgens um 5 aus dem Bus stiegen, fiel uns zu allererst die Eintönigkeit dieser Gegend auf.


























Uns bewegte vor allem die Frage, wie man sich gerade diesen trostlosen sehr abgeschiedenen Flecken Erde aussuchen kann, um dort eine Zukunft aufzubauen.

Der für den Tourismus verantwortliche der Kolonie beantwortete uns an diesem Tag nicht nur diese Frage, sondern gab uns eine hervorragende Tour durch die Geschichte, die Gegenwart und die Zukunft der Mennoniten in Paraguay. Angesiedelt haben sie sich dort aufgrund von einem Irrtum. Nach einer besonders guten Regenphase blühte und wucherte der Chaco förmlich, als er von den ersten Pionieren begutachtet wurde. Die Pflanzenpracht verleitete sie zu dem Fehlschluss, dass dies prinzipiell eine gute Gegend für die Landwirtschaft sei. Heute leben im Chaco nahezu 15 000 Menschen, die 1927 auf Ochsenkarren aus Kanada kamen. Nachdem ihnen in Russland und Kanada ihre einst zugestandenen Privilegien, wie die deutsche Sprache, eigene Schulen und die Entbindung von der Wehrpflicht aberkannt wurden, fanden die Mennoniten in Paraguay ein neues Zuhause, das zudem ihre Sonderrechte anerkannte. Diese sind heute noch gültig. Bei den Mennoniten hat sich im Endeffekt vor allem die Hartnäckigkeit ausgezahlt. Sie sind heute eine der wichtigsten wirtschaftlichen Kräfte in ganz Paraguay und leben ausgesprochen sicher und sehr komfortabel im Vergleich zu vielen Paraguayern. Ein Erfolg, den sie sich wirklich hart erarbeitet haben.











Es kann schließlich nicht jeder von sich behaupten, dass er die Wüste zum blühen gebracht hat und aus eigentlich ziemlich unfruchtbarem Boden gutes Kapital gewinnen kann. Besonders interessant ist, dass die Mennoniten einen Staat im Staat errichtet haben. Sie haben eigentlich dadurch, dass sie ihr eigenes Schulsystem, Rentensystem, Gesundheitssystem und Sozialhilfesystem haben, zudem Deutsch oder Plattdeutsch sprechen und viele Deutsche Traditionen aufrechterhalten haben, nicht besonders viel mit dem Rest des Landes zu tun. Micha und ich sind leider nicht auf die Idee gekommen, dass sich die Mennoniten so weit vom Rest von Paraguay unterscheiden, dass selbst ihr Bankensystem nur für sie zugänglich ist. Deswegen sind wir auch nicht davon ausgegangen, dass wir dort an keinerlei Geld rankommen können. Mit den letzten Guaranis konnten wir gerade noch so unser Busticket nach Bolivien kaufen. Abgesehen davon, dass wir eigentlich gar nicht nach Bolivien wollten, sondern nach Argentinien, waren wir total glücklich die staubige deprimierende Savanne hinter uns lassen zu können, ohne spülen zu müssen. Zudem ist die Hitze nahezu unerträglich dort.












Einen klaren Gedanken bei guten 45 Grad zu fassen ist nahezu unmöglich. Man ist schon genügend mit schwitzen und neuer Wasserzufuhr beschäftigt. Besonders glücklich waren wir an dieser Stelle über Ernie, unseren vielbewunderten ledernen Thermo, der an vielen Stellen unserer Reise eiskaltes Wasser in Kombination mit Mate für uns bereit hielt.











Unser Hotel mussten wir schon mit argentinischen Pesos bezahlen, die ich zum Glück zufälligerweise dabei hatte. Dank des brillanten Einfalls von Micha, hatten wir uns zuvor Brötchen und Belag in einem Supermarkt gekauft, den wir so rationieren konnten, dass wir die 20 Stunden Busfahrt ohne großes Hungerleiden überstehen konnten. Diese ganze Situation entsprach zwar nicht unbedingt unserer Vorstellung von Urlaub, aber wir waren glücklich, so noch einigermaßen aus der Situation raus zu kommen. Die letzten Guaranis wurden noch für Wasser ausgegeben, bevor wir nachts um 12 an die Hauptstrasse gebracht wurden an der der Bus abfahren sollte. Der nette Herr, der uns die Tickets verkauft hatte, hatte sich nur um 3 Stunden vertan, die wir wartend zusammen mit einem Paraguayer und unserem Freund dem Flachmann an der Strasse verbrachten! Nachdem bereits einige Busse an uns vorbei gefahren waren probte Micha einen Supermanmäßigen Auftritt als Busstopper, der dann aber zum Glück nicht mehr nötig wurde.
















Absolute Highlights des Chacos waren:

1. Deutsch-Spanische Beschriftungen der Lebensmittel im Supermarkt:





























2. Die schwer an Deutschland erinnernden Verkehrs- und Hinweisschilder, die garnicht typisch sind für Paraguay














"Bitte diesen Parkplatz nur während der Bürozeit benutzen" ist in dieser Einöde für uns ein absoluter Lacher gewesen. Es fiel uns schwer uns vorzustellen, dass hier jemals Parkplatzmangel herrschen könnte. Aber es muss ja alles immer auch schön seine Ordnung haben!



















3. Indigene Frauen, die sich weigerten ohne einen Verkaufsgegenstand vor der Kamera zu posieren. Natürlich haben wir ihr diese überaus reizend und vor allem auf einer Reise sehr nützliche Schildkröte abgekauft.



















Was wir gelernt haben:

Interviews können manchmal garnicht so einfach sein, vor allem wenn der Gesprächspartner einfach garnicht auf die Fragen eingeht oder in riesigen Kreisen um den heißen Brei redet. Wie groß solche Kreise definiert sein können, scheint dann doch wiederum kulturabhängig zu sein. Der Unterschied zwischen den sachlichen und präzisen Aussagen der Mennoniten und den farbigeren, bunteren und dezent bis hin zu Adam und Eva ausschweifenden Antworten (die selten überhaupt etwas mit der Frage zu tun hatten) der indigenen Bevölkerung, deuteten dezent auf ein gewisses Verständigungsproblem der unterschiedlichen Bevölkerungsteile des Chacos hin.

EN ESPANOL:

Micha, mi precioso amigo de Alemania y yo nos fuimos a un viaje muy largo. De Asuncion tomamos un autobús a Loma Plata – la primera estación de nuestro viaje. Cuando llegamos hacia demasiado color- casi 45 ° Celsius. El responsable para el turismo nos monstró la fábrica de leche y el lugar a donde se carnea el ganado. Pero no solamente hablamos con los mennonitas sino también con las otros habitantes del chaco- los indígenas. Nosotros no habíamos pensado que no existen cajeros automáticos en el chaco y casi hizo falta que nosotros lavaranos la vajilla. Pero por suerte tenia unos pesos argentinos con los que pudimos pagar el hotel. No habíamos querido irnos a Bolivia pero en el chaco no teníamos otra possibilidad que ir a Bolivia o volver a Asuncion. En la noche esperamos mas de 3 horas a lado de la autopista al colectivo.


Donnerstag, 29. November 2007

Abschied aus Asuncion - Vorbereitungen für die große Reise

Seit letzten Sonntag ist Micha jetzt in Asuncion. Leider hat die sms Konveration garnicht funktioniert, deswegen stand er auch für mich etwas sehr überraschend plötzlich am Busterminal. Zum Glück konnte dem Taxifahrer erklärt werden, wo ich gerade beim Essen war und mit dickem fetten Rucksack wurde Micha kurze Zeit später rechtzeitig zum Essen geliefert. Die letzten Artikel fuer die aktuelle Rundschau haben wir dann noch zusammengeschrieben und ausserdem stand in Asuncion noch ein Abendessen mit dem Rotary Club auf dem Programm. Desto gehobener die Gesellschaft um so tiefer die Temperaturen in den Raeumen in denen sie sich aufhalten. Deswegen froren wir auch ganz furchtbar beim Abendessen. Wenigstens war der voellig ueberteuerte Fisch von Micha umsonst gewesen, weil die Portion so mini war mussten wir danach naemlich eh nochmal Essen gehen. Besonders amuesiert haben mich Michas erste Reitversuche. Er musste ferststellen, dass nicht all das Glueck dieser Erde auf dem Ruecken der Pferde liegt vor allem, wenn man kurze Hosen an hat. Etwas aufgescheuert stolzierte Micha den Rest der Woche mit O/ Beinen durch die Stadt! Unser Abschied musste natuerlich auch ordentlich mit Bier begossen werden. Feierwillige waren nicht schwer zu finden und auch das Barbeque liess sich in einer gemeinsamen Anstrengung mit meinen Arbeitskollegen aus dem Mercosurgericht arrangieren. Berge voll Flesich befanden sich schon auf dem Grill, als Micha sich mit meinem grossen Rucksack auf dem Ruecken auf meinem Motorrad durch den Strassenverkehr schleuste, um kaltes Bier zu kaufen. Dieses lieferte dann den Treibstoff bis morgens frueh um drei! Zum Glueck haben die Hausmaedchen die meisten Partyueberreste gleich am naechsten Morgen beseitigt, dass wir uns ohne weitere Umstaende wieder unserer Freiszeitgestaltung widmen konnten. Nachts um 11 geht unsere Reise los in den Chaco!!! Mal sehen wie uns die Savanne so gefallen wird!








Mittwoch, 28. November 2007

Wochenrückblick 25.11.2007

Einschub: Ich entschuldige mich an dieser Stelle aufrichtig für die Veröffentlichung des Bildes. Ich war mir der grossen Lesergemeinschaft meines Blogs nicht bewusst. Eigentlich dient er nur der Verständigung mit meiner Familie und meinen Freunden in Deutschland. Eine Zurechenbarkeit auf Personen war von mir nicht beabsichtigt, da ich hier eigentlich nur denjenigen, die mir lieb sind und die weit weit weg wohnen, einen Eindruck von Paraguay vermitteln möchte. Deswegen auch die ehrliche Schreibweise, die an dieser Stelle wirklich etwas unüberdacht war. Die Gastfreundschaft der Menschen, die ich besucht habe war wirklich aussergewöhnlich. Ich hoffe nicht, dass mein Fehler einen Einfluss darauf haben wird!



Es ist nahezu unglaublich wie schnell die Zeit vergehen kann muss ich auch diesen Sonntag wieder feststellen. Ich war diese Woche mutig genug mir hier eine Gelbfieberimpfung verpassen zu lassen. Nachdem ich ungefähr zwei Stunden danach gesucht hatte, stand ich endlich vor dem Gesundheitsministerium. Grund für die lange Suche war, dass Paraguayer, wenn sie nicht wissen, wo der Ort ist nach dem ich frage manchmal dazu tendieren, einfach in die nächstbeste Richtung zu zeigen. Aber da ich hier ja nicht unbedingt unter Zeitdruck stehe hab ich mich diesbezüglich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Dafür ging die Impfung dann umso schneller. Ich hatte kaum die Frage ausgesprochen hatte ich auch schon ne Nadel im Oberarm und eine halbe Minute später stand ich mit der dazugehörenden Bescheinigung auch schon wieder auf der Straße. Ich musste irgendwie etwas schmunzeln bei dem Gedanken, dass man in Deutschland zu einem Spezialisten gehen muss für die Impfung und jede Menge Hinweise zur Impfung bekommt. Mit dem guten Gefühl, mich total auf diese Impfung verlassen zu können, fühle ich mich nun um einiges sicherer in Bezug auf die Mückenplage (Ironie Ende), die anscheinend in den richtig heißen Sommermonaten hier noch richtig schlimm werden soll. Einen sehr netten Morgen habe ich auch mit einer meiner Kolleginnen aus dem Mercosurgericht verbracht. Sie war vom Chef abbestellt worden sich doch um mich und meine Einkaufsprobleme zu kümmern. Mit dieser Paraguayerin im Schlepptau konnten auf dem Mercado Quadro meine letzten Urlaubsvorbereitungen zu sehr günstigen Preisen erledigt werden. Jedes Mal, wenn mir ein viel zu teurer Preis genannt wurde erzählte sie den Verkäufern, dass ich mich hier in einen Paraguayer verliebt hätte und wahrscheinlich in Paraguay bleiben werde, weil es mir so gut gefällt. Dies zauberte nicht nur ein Lächeln auf die Gesichter der Verkäufer, sondern senkte den Preis um ungefähr 25%. Nachdem ich meine liebenswerte Kollegin daheim abgesetzt hatte und ordentlich ihr kleines Baby bestaunt hatte war es für mich wieder Zeit für meine richtige Arbeit bei der Zeitung. Wie sehr ich mich schon an die paraguayische Arbeitsweise gewöhnt habe wurde mir bewusst, als ich mit einer österreichischen Delegation an Parlamentariern und wirtschaftlichen Vertretern konfrontiert wurde, über die ich berichten musste. Der mir von Ihnen ausgeliehene Memoriestick zum Datenaustausch war leider nicht mit dem Vermerk „umgehend zurück zu geben“ versehen worden. Ich kam auch nicht auf die Idee, dass sie, obwohl sie sich die nächsten zwei Tage nicht in der Stadt befanden und deswegen auch keinen Zugriff darauf hätten haben können, diesen doch gerne schon sicher im Hotel gewusst hätten. Nachdem sie den Chef der Zeitung, seine Sekretärin und mich ausreichend mit Anrufen traktiert hatten konnten wir immerhin noch bewirken, dass der Stick ungefähr einen Tag vor ihrer Rückkehr im Hotel auf sie wartete. Ansonsten musste ich während des Interviews feststellen, dass es mir nicht wirklich gefällt mit wie viel Weltverbessertum im Gepäck, die Herren Gesandten auf einem sehr hohen Ross den weiten Weg in Kauf genommen hatten, um dem armen Paraguay mal zu zeigen wo der Bartel den Moscht holt… Auch die Menonitten, die ich am Wochenende in ihrer Kolonie besucht habe, sind trotz ihrer langen Präsenz in Paraguay auch noch nicht auf die Idee gekommen, dass man vom Paraguayer abgesehen von der Essens- und Trinkenzubereitung auch noch etwas anderes lernen kann. Es fällt Ausländern im Allgemeinen schwer zu verstehen, warum der Paraguayer eigentlich recht glücklich ist in seinem Land ohne Meer mit dem vielen Dreck und dem definitiv fehlenden Wohlstand. Vielleicht bleiben die deutschen Menonitten, die ihr Glück als Bauern in Paraguay machten, deswegen auch so sehr unter sich: Sie können nicht nachvollziehen, warum der Paraguayer nicht wie sie den ganzen Tag auf seinen Feldern für etwas mehr Wohlstand schufftet und statt dessen lieber die Hälfte des Tages in der Sonne sitzt und Terrere trinkt. Genauso fällt es wohl auch dem Paraguayer schwer zu verstehen, warum man denn den ganzen Tag schufften soll, wenn man am Abend dann nur noch tot ins Bett fallen kann. Der goldene Weg liegt wohl, wie so oft irgendwo in der Mitte. Interessant war es schon zu sehen, was für ein Leben die Deutschen da draußen im Nirgendwo Paraguays führen. Eine 35 km lange rote Schotterstraße stellt die einzige Verbindung der Menonitten in „Friesland“ zum Rest der Zivilisation dar. Innerhalb der Kolonie gibt es alles was man zu einem spartanischen Leben braucht und seit ungefähr 2 Monaten sogar einen Bäcker, damit die gute Hausfrau nicht wirklich alles selber backen muss. Ich war bei einer kleinen Familie für die Nacht untergebracht, die wohl schon über eine Stunde am liebevoll gerichteten Abendessenstisch gesessen und auch mich gewartet hatten. Angeschaut wurde ich mehr oder weniger wie eine Spezies von einem anderen Planeten von dem ungefähr 28 jährigen Ehepaar und den beiden Kindern, die 7 und 8 Jahre alt waren. Die kulturellen Unterschiede lagen förmlich auf der Hand.


Die Freundlichkeit der Leute war sehr groß, aber ich kam mir in diesem vor Sauberkeit nahezu strahlenden für meinen Geschmack sehr karg eingerichteten Heim mehr als nur exotisch vor. Es wurde im Gespräch auch sofort betont, dass es für eine Frau wohl kaum gut sein kann, so lange alleine durch die Welt zu ziehen und als ich dann auch noch in das Fettnäpfchen trat die Frau zu fragen, was sie denn beruflich mache wurde das Gespräch dann doch immer abstrakter. Natürlich war sie nur Hausfrau, denn die absolute Sauberkeit ist wie die Ewigkeit leider nur sehr schwer zu erreichen.











Allerdings war ihr selbstgebackener Kuchen und die selbstgebackenen Brötchen und die vielen anderen Leckereien definitiv die Erfahrung wert. Genauso wie die Gespräche, die überaus interessant waren, obwohl ich mir nie vorstellen könnte so zu leben. Besonders fasziniert haben mich die beiden völlig verweichlichten Kinder der Familie. Irgendwie musste ich ständig an die Straßenkinder in Asuncion denken, die manchmal schon vor dem 6 Lebensjahr sich selbst verdienen denken, als das Mädchen anfing zu weinen, als ihr die Gabel aus den Fingern glitt und auf den Boden fiel. Grund meines Besuches war das 70 jährige Bestehen der Kolonie! Diese Jubiläum wurde gebührend gefeiert und man freute sich besonders, dass man es geschafft hat so viele Jahre unter sich zu bleiben.













Zurück in der Zivilisation war ich froh, dass ich noch am gleichen Abend aus den vielen Möglichkeiten, die sich in der Großstadt bieten mein Abendprogramm auswählen durfte. Auf wilde Rhythmen tanzten wir bis spät in die Nacht.




Wochenrückblick 18. November

Erst mal ein paar Neuigkeiten:

Ich gebe mir alle Mühe hier so zu tun, wie wenn ich auch auf Fußball stehen würde, weil hier wirklich jeder auf Fußball steht und ich mir doch vorgenommen habe etwas paraguayischer zu werden. In netter männlicher Begleitung fällt das dann auch garnicht so schwer und vor allem wenn mein guter alter Freund Cerveza noch dabei ist.












Ich erfreue mich seit kurzem einer überaus guten Küche, seit dem Alex in die Pension eingezogen ist. Einen herzlichen Dank an dieser Stelle für die wundervolle und liebevolle Essenzubereitung!















Besonderer Höhepunkt dieser Woche war definitiv das Feministinnentreffen, auf dem ich recht spontan am Wochenende gelandet war. Der Grund für diesen kurzfristigen Planwechsel war allerdings nicht gerade feministischer Natur, sondern schlicht und einfach die Tatsache, dass Samuel, mit dem ich auch schon die Botschaftsreise unternommen habe mich fragte ob ich ihn nicht begleiten wolle. Er wurde von seiner Chefin zu diesem Event geschickt und auch ich konnte meinem Chef bei der Zeitung irgendwie klarmachen, dass es wichtig wäre die Frauenbewegung in Paraguay nicht aus den Augen zu verlieren. Durch dieses Einverständnis meines Chefs waren dann nämlich auch automatisch die Probleme der Finanzierung des kleinen Ausfluges nach Encarnacion (ungefähr 5 Stunden Busfahrt von Asuncion entfernt) geklärt. Samuel und ich hatten uns schon besonders auf die Busfahrt gefreut, die viel Zeit gelassen hätte, um sich zu unterhalten. Aber da es ja immer anders kommt als man denkt, selbst wenn die ganze Reise sehr geschickt eingefädelt worden war, musste er leider in Begleitung seiner Chefin im Auto voraus fahren. Dieser traurige Umstand bot mir dann jedoch die Gelegenheit mit den anderen Mitfahrenden besser in Kontakt kommen zu können- ich hatte ja schließlich der Frauen zu Liebe diese weite Reise auf mich genommen und nicht wegen eines recht süßen Paraguayers!!









In Encarnacion angekommen ging es dann auch gleich mit Kundgebungen und Protestmärschen durch die Stadt weiter. Umringt von einer recht bunten Schar an Frauen jeglichen Alters hatte auch ich recht bald Plakate in der Hand und machte einfach mal bei etwas mit von dem ich eigentlich gar keine Ahnung hatte.









Dank dieses Wochenendes habe ich jedoch einen Crashkurs in Sachen Frauenprobleme in Paraguay erhalten und kann somit vielleicht auch ein bisschen ausgleichen, dass sich wie immer sehr wenig weibliche Personen in meinem Freundeskreis befinden. Im Gegensatz zum deutschen Pendant namens Alice Schwarzer beschäftigen sich die Vertreterinnen der Frauenvereinigungen hier jedoch mit wirklich vorhandenen Problemen. Der Anteil der Frauen in besseren Berufen ist leider gering und allein die vielen schwangeren jungen Mädchen und die vielen bettelnden Kinder in der Straße sind Zeugnis genug dafür, dass auch in Sachen Aufklärung noch einiges getan werden muss. Zudem ist auch der starke Katholizismus im Land dafür verantwortlich, dass Stichworte wie Verhütung und Schutz vor Krankheiten leider noch nicht das Bewusstsein von vielen Frauen erreichen konnten. Da die Abtreibung nach dem Scheitern eines Gesetzesentwurfes letzte Woche im Senat immer noch illegal ist, wird es wohl auch weiterhin sehr viele Todesfälle aufgrund von Pfuschern geben, die sich der Schwangerschaftsprobleme der Frauen annehmen. Trotzdem wurden klar auch die üblichen Stereotypen artikuliert wie zum Beispiel, dass man sich von Männern nicht einreden lassen dürfe, dass fett nicht schön sei oder das Männer einfach grundsätzlich wahnsinnig böse sind.








Am Abend ließ ich mich trotz einiger Schauergeschichten, die mir über die paraguayischen Männer erzählt worden waren, nicht davon abbringen mich mit Samuel vom Rest der Gruppe etwas abzusondern. Ich hatte nicht vor diesen einen der insgesamt 4 anwesenden Männer (bei einer Gesamtanzahl von ungefähr 600 Personen) mit den ganzen anderen Frauen zu teilen. Leider kann ich über diesen Abend nichts unbedingt spektakuläres berichten. Bei lauer Sommerluft, saßen wir bis morgens um 5 auf einer Bank im Park und haben uns unterhalten. Nachdem wir uns erst mal leer gequatscht hatten waren wir wohl eine der letzten, die unsere Betten aufsuchten. Für paraguayische Verhältnisse ging das Programm am nächsten Tag auch gleich um 8 Uhr wieder weiter. Nachdem ich mir auch die Probleme der paraguayischen Lesben und Transvestiten, der Bauersfrauen, der Frauen in der Politik, der Prostituierten, der indigenen Frauen und all der anderen Minderheiten, die ich bisher nicht erwähnt hatte, angehört hatte war es auch schon wieder Abend. Beim letzten Schlusswort des letzten Vortrags für den Tag waren Samuel und ich auch schon auf dem Flur, um ja keinem die Chance zu geben uns irgendwie in unsere Abendplanung rein zu quatschen. Mit einem Bus fuhren wir kurzerhand über die argentinische Grenze um uns die Stadt Pousada anschauen zu können. Wir hatten uns keine Gedanken darüber gemacht, wie denn genau unser Rückweg aussehen sollte und stellten erst in Argentinien fest, dass wir wohl vor morgens um 6 auf keinen Fall mit dem Bus zurückkehren konnten. Eigentlich war uns das aber auch ganz recht so! Die Uferpromenande am Rio Paraguay war auch ausgesprochen romantisch und zum Glück auch nicht ganz einsam und verlassen, weil man in Südamerika immer darauf achten sollte andere Menschen bei Nacht um sich rum zu haben, um nicht irgendwelchen Dieben zum Opfer zu fallen. Die argentinische Seite des Flusses hob sich sehr stark von der paraguayischen Seite ab. Die Straßen sind ordentlicher, die Stadt ist im Allgemeinen sauberer und man sieht sofort, dass auf dieser Seite mehr Wohlstand vorhanden ist. Die ganzen Bars, Kneipen und Diskos und die vielen vergnügungssüchtigen Jugendlichen, die sich dort rumtrieben, ließen auch keine Zweifel daran offen, dass auch das nötige Kapital für Spaß zur Verfügung stand. Mit unseren lumpigen Guaranies in der Tasche, haben wir erst gar keine Bar aufgesucht, sondern wie auch den Abend zuvor auf einer Parkbank verbracht mit schönem Ausblick verbracht. Die Zeit bis um sechs verging eigentlich auch wie im Flug, wenn man sich wirklich gut unterhält, muss ich sagen. Die Müdigkeit war dafür umso größer, als wir nach ungefähr 2 Stunden Schlaf schon wieder beim nächsten Vortrag saßen. Trotz krasser Müdigkeit haben Samuel und ich auch bei der Rückfahrt im Bus kein Auge zugemacht, sondern die gemeinsame Zeit noch genutzt! Alles in allem nenne ich das mal eine wirklich sportliche Leistung von uns! Total tot lag ich dafür um 22 Uhr abends dann im Bett und war auch am nächsten Tag noch nicht fähig zur Arbeit zu gehen!

Freitag, 16. November 2007

Wochenrückblick 11. November

Ich habe gestern total lachen müssen, als mir ein Paraguayer vorgeworfen hat, dass es super schwer wäre sich mit mir zu verabreden, weil ich immer so beschäftigt sei. Nach etwas mehr als einem Monat in meiner neuen Umgebung habe ich schon wieder jede Menge Aktivitäten angehäuft und führe ein genauso stressiges Leben, wie in Deutschland, dem ich ja eigentlich entkommen wollte. Der einzige Unterschied ist: Es ist positiver Stress. Ich habe bei meinen Aktivitäten hier nie das Gefühl, dass ich etwas machen muss, sondern immer nur, dass ich etwas machen darf.




















Übel zugesetzt hat mir letzte Woche mein neues Hobby: Das Reiten! Mein Reitlehrer wollte wohl mal sehen, wie lange ich es auf dem Tier aushalte! Hat mich irgendwie daran erinnert wie meine liebe Mutter mich mit 7 Jahren auch mal das Reiten ausprobieren lassen hat und behauptet hat, es sei wichtig, dass man beim ersten mal so lange wie möglich auf dem Pferd bleibt. Als das völlig entnervte Tier mich dann nach über 2 Stunden im Kreis laufen abgeworfen hat, war damals mein Bedürfnis nach weiteren Reiterlebnissen erst mal nicht mehr vorhanden! Vielleicht auch gerade wegen dieser schmerzhaften Erfahrung, habe ich es hier in Paraguay dann als sportliche Herausforderung gesehen und alles mitgemacht, was mein Lehrer vorgeschlagen hat. Somit bin ich beim zweiten Mal auch schon über einen wirklich sehr niedrigen Zaun gesprungen... aber immerhin! Der Höllenmuskelkater am nächsten Tag hat mich dann noch mal sehr stark an mein Kindheitserlebnis erinnert, aber ich bin zwei Tage später diesmal noch mal auf das Pferd gestiegen! Zwar immer noch sehr kraftlos und mit schmerzverzerrtem Gesicht, aber ich saß in dem braunen Ledersattel. Mein Lehrer hat sich, genauso wie meine Mutter damals, total über mich amüsiert! Auf der Arbeit gibt es eigentlich nicht viel Neues. Ich bin dazu übergegangen die Leute im Mercosurgericht mit noch mehr von meinen Problemen und Angelegenheiten zu beschäftigen, damit sie nicht wieder so furchtbar langweilen. Diesbezüglich bin ich auch super kreativ und habe jeden Tag neue Anfragen. Meine Spanischlehrerin ist auch sehr zufrieden mit mir, seitdem ich die Aufsätze immer zusammen mit den Leuten aus meinem Büro schreibe hat sich mein Spanisch um einiges verbessert. Außerdem bekomme ich mittlerweile mit, wenn sie auf Spanisch ihre kleinen Witzchen reißen – darauf bin ich eigentlich besonders stolz! Unter der Woche war ich eigentlich fast jeden Tag aus. Voller Stolz kann ich hier jedoch behaupten, dass ich kein Lotterleben führe, sondern die Treffen mit Einheimischen absolut notwendig sind um meine Spanischkenntnisse weiter auszuweiten. Ich hatte am Mittwoch sage und schreibe 5 Stunden Konversation am Stück! Lag danach grinsend im Bett und hab mich total gefreut, dass wir nicht nur über absolut Banales geredet haben, sondern wirklich ein gutes Gespräch geführt haben. Am Wochenende war ich mit Daniel (alter Bekannter von mir aus Ravensburg) und seiner Amerikanischen Freundin an den Iguazu Wasserfällen im Dreiländereck (Brasilien, Argentinien, Paraguay) verabredet. Der Weg zum Busterminal gestaltete sich etwas schwierig, da der Himmel alle Schleusen geöffnet hatte und zu dieser später Uhrzeit nur noch sehr wenige Busse in den Fluten der Straßen schwammen. Ist auch gar nicht so leicht trockenen Fußes in den richtigen Bus zu steigen, selbst wenn man sich in Begleitung eines charmanten jungen Mannes befindet, der es sich zur Aufgabe gemacht hat einen sicher durch das Wasser-Verkehrschaos zu bringen. Wir beobachteten unzählige Autos und auch Motorräder, die manchmal mehr oder weniger erfolgreich gegen die Fluten ankämpften und manchmal auch etwas schadenfroh Passanten, die mit hochgekrämpelten Hosen durch die Wassermassen stiefelten. Mit nassen Füßen stieg schließlich auch ich in meinen Reisebus. Etwas schläfrig, weil ich nicht wirklich gut im Bus geschlafen hatte, kam ich morgens um sechs in Ciudad del Este, einer Stadt in der Nähe der brasilianischen Grenze, an. Der lokale Bus ist dann, ohne an den Grenzübergängen auch nur etwas die Geschwindigkeit zu drosseln, mal kurz durch Brasilien gefahren um dann erst wieder an der Argentinischen Grenze zu halten. Irgendwie hatte ich schon ein bisschen das Gefühl, dass das nicht besonders gut war, weil bei Ausländern sehr viel Wert auf die Einreise- und Ausreisestempel gelegt wird, aber an der Argentinischen Seite wurde es erst mal nicht kommentiert. Schon knappe drei Stunden später bezogen das Pärchen und ich unsere schicke leicht schimmelige Unterkunft in einer Jugendherberge für die nächsten zwei Nächte!

















Wir konnten es kaum erwarten am nächsten Tag die Wasserfälle zu sehen und waren dann etwas schockiert über die Tatsache, dass unzählige andere Touristen den gleichen Entschluss gefasst hatten.









Mehr oder weniger in Reih und Glied mit Rentnergruppen, Schülern und jeder Menge Ausländer wanderten wir die sauber organisierten Wege des Parks ab. Man muss jedoch sagen, dass die Wasserfälle trotz allem sehr beeindruckend sind, auch wenn man sich wirklich fast prügeln muss, um ein gutes Bild zu ergattern. Da wir ja mit kleinem Budget unterwegs waren wurde im Park genauso wie an der Unterkunft etwas gespart. Etwas wehmütig schauten wir den komplett nassen Touristen nach, die sich mit einem Boot direkt in die Wasserfälle hatten fahren lassen.












Am ersten Tag entlockte uns noch wirklich jeder einzelne neue Wasserfall und jede neue Perspektive auf das tosende Wasser ein fröhliches Jauchzen! Am zweiten Tag, als wir zur brasilianischen Seite gewechselt haben war unsere Begeisterung dann schon nicht mehr ganz so groß. Ist schon witzig, wie schnell man sich selbst an einen so spektakulären Anblick gewöhnen kann.









Der Park auf der Brasilianischen Seite hatte von der Organisation des Massentourismus her, sehr viel gemeinsam mit Walt Disney World und stieß bei uns eher auf Unmut als auf Begeisterung. Vor allem, als wir in einer langen Schlange standen, um mit den klimatisierten Bussen, in denen künstliche Urwaldgeräusche die Touristen unterhalten, wieder zurück zum Ausgangspunkt gefahren zu werden, war unsere Geduld etwas am Ende.



















Diese Überorganisation und der Massentourismus haben mir deutlich bewusst gemacht, warum ich absolut glücklich bin in Paraguay zu sein, schon allein um mich nicht ständig mit tausend andere Backpackern um die günstigsten Angebote schlagen zu müssen. Deswegen breitete sich bei mir auch ein leichtes Gefühl von daheim sein aus, als ich nach einem reichlichen Abendessen mit den beiden Südamerikabummlern wieder auf paraguayischem Boden war. Der Bus fuhr zu so später Stunde leider nicht mehr über die Brücke nach Paraguay, deswegen stieg ich kurzerhand auf ein Motorradtaxi, dass mich im Handumdrehen auf die andere Seite brachte. Bei der Einreise wurde ich natürlich erst mal ins Büro gebeten, weil mir der Ausreisestempel aus Paraguay fehlte und ich auch keinen Ausreisestempel von Brasilien hatte. Zuerst wollten die Paraguayer, dass ich für diesen kleinen Fauxpas eine Strafgebühr zahle. Nachdem ich jedoch erwähnte, wie gerne ich in Paraguay lebe und das ich für die Presse arbeite, war plötzlich dann doch keine Bezahlung mehr nötig. Mir wurden sogar Tipps gegeben, wie ich um Kosten für ein Visum herum komme. Zum Glück wartete das Motorradtaxi noch vor der Tür um mit mir noch mal die einzelnen Stationen abzufahren, an denen weitere Stempel eingeholt werden mussten. Nach 6 Stunden Busfahrt war ich wieder zurück in meiner neuen Heimatstadt.