Sonntag, 28. Dezember 2008

Ein kleiner Ausflug in die landwirtschaftliche Idylle Paraguays

Seit langem wollte ich mal wieder die dreckige und stickige, glühend heiße Hauptstadt verlassen, um endlich mal wieder etwas Landluft zu schnuppern. Arnaldo war zuerst nicht so begeistert, dass er am Samstag, direkt nach der Arbeit, ins Auto ohne Klimaanlage steigen musste, um Madame nach Altos zu fahren. Eine Woche vorher hatte ich einen in Paraguay geborenen Deutschen kennen gelernt, der mir unbedingt die kleine Estancia von Bekannten von ihm zeigen wollte, auf der auch einige seiner Rinder weiden. Ganz im Sinne meiner neuen Arbeit, bei der ich Artikel über Land- und Viehwirtschaft in Paraguay schreiben muss, opferte ich hingegen gerne einen freien Tag um mir mal einen kleinen viehwirtschaftlichen Betrieb anschauen zu können. Auch Arnaldo war bester Dinge, sobald wir die Stadt hinter uns ließen und er feststellte, dass der Deutsche hervorragend Spanisch sprach und einiges zu erzählen hatte. Er wurde in Paraguay geboren und lebt seit dem zwischen den beiden Welten. Seine Liebe zu Paraguay versteht seine Ex-Frau leider nicht wirklich und ist deswegen auch nicht wirklich aufgeschlossen gegenüber seinen Vorschlägen, sein Töchterlein mal mit nach Paraguay zu nehmen.













In letzter Zeit beschäftigt uns immer mehr die Frage der Möglichkeit eines gemeinsamen Daseins zwischen Paraguay und Deutschland. Da auch die liebe Oma Pia beim letzten Telefonat angemerkt hatte, dass es für mich an der Zeit sei, zum Ernst des Lebens zurück zu kehren und endlich mal etwas in meine Rente ein zu zahlen, sind Diskussionen über eine gemeinsame Rückkehr nach Europa zur Zeit ständig auf der Tagesordnung. Fest steht auf jeden, dass ich den halb wilden Paraguayer, den ich mir da in Paraguay vom Baum geholt habe (Ironie Ende), auf jeden Fall mitnehmen werde, in die Welt der Finanzkrise und der Seriosität und Ernsthaftigkeit. Die Frage bleibt natürlich, wo wir uns wohler fühlen werden. Man muss schon sagen, dass das Leben hier einige Vorzüge hat, die sich nicht verleugnen lassen. Was mir jedoch fehlt ist leider oft die geistige Herausforderung. Aufgrund meiner europäischen Bildung kann ich mich hier mit Leichtigkeit auf meinen Bildungsvorteil verlassen, der um einiges kleiner wird, sobald ich europäischen Boden betrete. Dort spricht jeder 2 Sprachen, hat jeder im Ausland studiert oder gearbeitet und das Konkurrenzdenken in einer Ellenbogengesellschaft ist doch noch einmal etwas ganz anderes verglichen zu der Welt der Freundschaft und Kontakte, in der ich mich hier so hervorragend zu bewegen weiß. Auf der anderen Seite amüsiert man sich hier ohne Pause. Sehr oft fehlen mir doch tiefgründige oder Fachgespräche, Konversationen, aus denen man ein paar neue Ansichten gewinnen kann oder einfach mal ein Abend an dem man über Gott und die Welt philosophiert. Wenn man schon in verschiedenen „Welten“ gelebt hat bewegt einen immer mehr die Frage, wo man auf der Erde einen Platz findet auf dem man alle Vorteile der unterschiedlichen Kulturen vereint antrifft. Die deutsche Beschwerdementalität versuche ich auf der einen Seite ab zu legen auf der anderen Seite finde ich überall etwas, was mir nicht so gut gefällt.

Zurück zum Thema: In Altos angekommen wurden wir von den Bekannten des Deutschen mit hervorragenden Köstlichkeiten sehr freundlich empfangen. Nachdem wir viel mit den Gastgebern gelacht hatten suchten Arnaldo und ich ein schönes Hotel, direkt am See von San Bernardino auf um uns mal richtig verwöhnen zu lassen.














Weil Paraguay recht klein ist, trafen wir im Städtchen abends eine Freundin aus Asuncion mit der wir ein paar Bierchen genossen, bevor wir uns in unsere Suite mit Seeblick zurück zogen. Früh am nächsten Morgen brachen wir zur Estancia auf, bewunderten Kühe und endlose Wiesen und Felder und amüsierten uns darüber wie einfach es hier ist mit ein bisschen Vieh Geld zu machen. Hier muss nicht jeden Tag das Vieh im Stall gehegt und gepflegt werden. Mal stellt diesem einfach eine große Weidefläche zur Verfügung und muss sich weder mit Stallausmisten noch mit Füttern herum ärgern.










Ganz alleine wird das Rindfleisch fett und saftig und muss nur mit den entsprechenden Impfungen versehen werden, damit es auch verkauft werden kann. Ärgern muss man sich nur hin und wieder über Trockenheiten oder riesige Termitenhügel, die wertvolle Fläche wegnehmen auf der eigentlich Weidegras wachsen sollte.










Vielleicht deswegen ist der Paraguayer bekannt für seine Vorliebe zum Faulenzen und Terreretrinken im Schatten der Bäume. Die großen Landreserven, die üppig wachsende Natur in Kombination mit ausreichend Regen bieten schon eine perfekte Grundlage sowohl für Land- als auch Viehwirtschaft, ohne sich einen abschuften zu müssen. Vielleicht deswegen ist man hier immer guter Dinge und nicht so abgekämpft wie manch einer in Deutschland, dem nicht gerade die Bananen in den Mund wachsen.