Montag, 1. Oktober 2007

Tag 15 (28.09.2007)

Mein Martyrium im Bus endete in den späten Morgenstunden, als mein Magen sich endlich entschied über das schlechte Essen von gestern hinweg zu kommen. Ab diesem Zeitpunkt war ich dann auch in der Laune andere Mitfahrende kennen zu lernen. Zwei überaus witzige Portugiesen waren auch mit im Bus und die Unterhaltung verkürzte die Zeit enorm.

Abenteuerlich war der Grenzübergang nach Paraguay. Der Bus hatte schon beinahe Brasilien verlassen, da wurde er wieder zurück gewunken und in einem enormen Wendemanöver, das am engsten Punkt der Durchfahrtsschleuse stattfinden musste und den kompletten Verkehr blockierte wurde eine mehr oder weniger praktische Haltestelle gefunden. Ich wurde als einzige nicht Südamerikanerin gebeten ein paar Grenzbeamten zu folgen und durchquerte mit ihnen mehrere Wiesen, zwei bis drei Zäune und sehr viele Treppen, bevor ich in einem kleinen Büro den Ausreisestempel verpasst bekam. In diesem Büro saßen 4 Beamte, die sich im Gespräch durch meine Anwesenheit in keinster Weise gestört fühlten. Über die Freundschaftsbrücke reisten wir über den Fluss Paraguay in die Stadt Ciudad del Este ein. Gesäumt war der Weg von vielen Reklameschildern für technische Geräte. Ähnlich wie der Grenzverkehr in Polen resultiert der rege Grenzverkehr hauptsächlich auf der Tatsache, dass Paraguay ein sehr armes Land ist, das Geräte und anderes zu kleinen Preisen anbietet. Die Einreise in Paraguay war auch überaus interessant. Ein paar Männer in Uniform durchwühlten den Bus, während andere einfach Platz nahmen und ab da zu Mitfahrern wurden. Der Einreisestempel musste von mir auch in einem etwas weiter entfernten Büro eingeholt werden, während der restliche Bus wieder auf die einzige blonde Ausländerin wartete. Auf dem Weg ins Einreisebüro wurden mir von Händlern Sonnenbrillen, nachgeahmte Nike und Adidasmützen und andere interessante Ware angeboten, was die Wartezeit enorm verkürzte.

Der restliche Weg nach Paraguay war noch von vielen weiteren Stops begleitet. Es wurde immer wieder angehalten um Händler durch den Bus laufen zu lassen, die irgendetwas anboten, was man unbedingt brauchte. Außerdem stand die Polizei dann irgendwann mitten in der Pampa auf der Straße und verlangte eine Kontrolle des Impfpasses. Eine Gelbfieberimpfung ist in Paraguay eigentlich nicht wie in anderen südamerikanischen Ländern gesetzlich vorgeschrieben, deswegen spekulierten die Brasilianer, dass der Polizist eine kleine private Geldstrafe erhoben hätte, wenn er mein deutsches Impfbuch verstanden hätte, in dem diese Impfung fehlte. Der erste Paraguayaner, den ich im Bus kennen lernte, war überaus freundlich und erklärte mir gleich alles was er über sein eigenes Land wusste auf Spanisch. Mit so viel Information und so vielen Einladungen musste ich dann erst mal fertig werden und dankend nahm ich am Schluss seine Telefonnummer entgegen. Abgeholt wurde ich vom Busterminal stilgerecht für den lateinamerikansichen Lebensstil mit einem Motorrad. Ordentlich bepackt, mit einem Backpack, der hoch über das Motorrad hinaus ragte boten wir wahrscheinlich keinen überaus spektakulären Anblick, im Vergleich zu den wirklichen Logistikspezialisten, die hier ihre Fahrzeuge noch mit ganz anderen Dingen beladen. Ich genoss vor allem den Fahrtwind in meinem Gesicht, der durch das Fehlen des Helmes in keinster Weise gemindert wurde. Mein neues Zimmer befindet sich zwar nicht gerade im besten Stadtteil, aber es bietet zumindest einen deutschen Standart was die Innenausstattung angeht, was wahrscheinlich damit zusammen hängt, dass die Pension in deutscher Hand ist. Dies heißt im Klartext, dass die Abflussrohre der Toiletten im Haus groß genug sind, dass man tatsächlich auch Papier in die Toilette werfen darf, es beinhaltet zudem eine Klimaanlage und eine Dusche, die tatsächlich auch warmes Wasser produzieren kann und eine ausgesprochen ansprechende Sauberkeit und keine filzigen, dreckigen Bettbezüge. Für ganze 130 Euro beinhaltet meine Unterkunft zudem zwei Zimmermädchen, die mir das Bett und das Frühstück machen und sich zudem um meine dreckige Wäsche kümmern. Als besonderes Schmankerl empfinde ich auch den Pool im Garten und die Grillstelle, die für nette Barbeque-Parties überaus geeignet zu sein scheint. Alle möglichen Highlights der Stadt wurden von Thomas und mir in atemberaubender Geschwindigkeit auf seinem sich durch den verrückten Verkehr kämpfenden Motorrad, noch am selben Abend passiert.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Einfach herrlich Deinen Reisebericht zu lesen, fast bin ich hautnah bei Deinen Erlebnissen dabei, das ist schön. Ich bin richtig neidisch, dass ich das nicht erleben darf und zu Hause im Büro sitzen muß. Die Berichterstattung ist druckreif, mal sehen ob wir einen Interessenten dafür finden.
Schreib weiter so spannend - wir denken an Dich
Mama und der Rest Deiner Familie