Dienstag, 6. November 2007

Wochenrückblick 4. November 2007

Diese Woche hab ich mich endlich zu einer sehr guten Entscheidung durchringen können: Ich habe mir ein wunderschönes nagelneues Motorrädle gekauft. Eine wirkliche Unterscheidung zwischen Roller, 80erle und Motorrad gibt es hier nicht. Die Geschwindigkeit des Fahrzeuges hängt hier ausschließlich mit der Finanzkraft des Käufers zusammen. In meinem Fall war für knappe 600 Euro ein etwas schnelleres 80erle drin. Nachdem der erste Händler meine Telefonnummer an den meistbietenden raus gegeben hat und ich einige Probleme hatte mit Männern, die behaupteten mich in diesem Motorradladen kennen gelernt zu haben war ich mehr als bereit für einen Händlerwechsel. Diesmal besser vorbereitet und in Begleitung von 4 paraguayischen Anwälten, betrat ich den zweiten Laden gleich mit einem ganz anderen Gefühl. Den Preis haben meine Arbeitskollegen vom Mercosurgericht dann auch dementsprechend für mich runtergehandelt und jegliche Schriftstücke wurden mehr als eingehend geprüft!

















Gestern war ich erst wieder in dem Laden und habe es genossen, dass bildlich gesprochen der rote Teppich für mich ausgelegt wurde und mir jeder Wunsch von den Augen abgelesen wurde. Anlass meines Besuches im Motorradladen war allerdings ein blöder: Ich hatte gleich am ersten Tag nach dem Kauf meines wunderschönen neuen Gefährtes die Rutschgefahr bei Regen unterschätzt und brauchte die ersten Ersatzteile, nachdem ich mir das Motorrad von unten angesehen hatte. Meine Lektion habe ich allerdings gelernt: Wenn die Straße innerhalb von 10 Minuten zum Fluss wird sollte man gar nicht erst versuchen ob das Motorrad auch schwimmen kann, sondern schleunigst ein trockenes Plätzchen zum Unterstellen finden. Interessanterweise hat mir dieser Sturz zu einer gewissen Berühmtheit verholfen. Wurde ich doch nicht neulich von einem Wildfremden auf einer Party angesprochen, ob ich nicht die verrückte blonde Deutsche wäre, die bei Regen über die Straße geschlittert wäre. Ich habe mit meinem wirklich nicht schlimmen Sturz ein kleines Verkehrschaos ausgelöst, an dem irgendwie halb Asuncion teilgenommen hat. Der Mann hinter mir im Auto, der einmal kräftig auf die Bremse treten musste, schreibt mir immer noch sms, dass ich doch bitte, falls ich noch mal ausrutschen sollte, doch auch wieder vor seinem Auto landen möchte, weil er mit Sicherheit gut auf mich acht geben wird. Die Pressefahrt hat mir auch zu einiger Berühmtheit verholfen: Mir ist jetzt schon von mehreren bestätigt worden, dass ich bei unzähligen Berichten zu den unterschiedlichsten Themen auftauchen würde, über die ich natürlich auch in der Deutschen Zeitung berichte oder berichtet habe!









Aber nun zurück zum Roller: Ich bin erst mal stundenlang in der Stadt rumgedüst am Wochenende, um alle möglichen Ecken kennen zu lernen und vor allem zu lernen, wie man von dem ersten in den vierten Gang kommt. Die Fahren hier ja wie die Affen und nach eingehender Prüfung musste ich feststellen: ES GIBT HIER GARKEINE VERKEHRSREGELN! Jeder macht das was er will und wer am dreistesten fährt siegt. Der Sturzhelm ist zwar gesetzlich vorgeschrieben, aber ich hab mindestens schon 20 Polizisten an mir vorbeifahren sehen, die keinen Sturzhelm trugen. Auch die Vorfahrtsstrassen sind nicht automatisch immer Vorfahrtsstraßen, sondern manchmal sind sie auch keine. Einen Rhythmus in der ganzen Angelegenheit kann ich eigentlich nicht erkennen. Aber ich glaube ich schlage mich gut! Ich bin zwar schon mindestens 100 mal angehupt worden, aber ich mache das was alle anderen in diesem Fall auch machen: Entweder zurück hupen oder einfach mal grob ignorieren! Mit einem riesigen Glücksgefühl, weil ich so ein großes Stück Freiheit und Unabhängigkeit durch diesen Roller gewonnen habe, bin ich dann erst mal in Richtung Pampa gedüst um mir einen Reitlehrer zu suchen.









Ich hab einfach so lange irgendwelche Leute gefragt, bis ich vor meinem sehr verdutzten Reitlehrer stand, der sich keinen Reim drauf machen konnte, wie es mich denn hierher verschlagen hatte. Nichts desto trotz durfte ich sofort ein Pferd besteigen und nach ungefähr einer halben Stunde hat es mich im wilden Galopp ordentlich durchgebeutelt auf dem Rücken einer braunen Stute. Ich wurde außerdem von meinem nach einer halben Stunde förmlich aufgetauten Reitlehrer mit vielen Fragen gelöchert. Ihn erstaunte die Tatsache sehr, dass ich mit 25 noch nicht verheiratet war. Er fragte außerdem, ob er mir bei der Suche etwas behilflich sein sollte, was ich dankend ablehnte. Mein Lehrer meinte ich sei ein Naturtalent, aber das verschonte mich leider nicht vor dem abartigen Muskelkater, der mich am nächsten Tag wie ein echtes Cowgirl mit breiten O-Beinen laufen ließ.

Den Sonntag hab ich in netter Gesellschaft eines Paraguayers mit Namen Daniel verbracht, der sich bereit erklärte, zusammen mit mir eine Spritztour mit meinem neuen Gefährt zu machen. Ich musste aufgrund des schlimmen Muskelkaters jedoch ihn fahren lassen, weil ich schon Probleme hatte mein Motorrad zu besteigen.

















Es erwies sich als hervorragende Idee mir von einem waschechten Paraguayer die Gegend zeigen zu lassen. Ausgestattet mit dem traditionellen Terrerebehälter waren wir eineinhalb Stunden unterwegs, bevor wir den Sonnenuntergang am Fluss Paraguay genossen.









Leider fehlt dem Fluss jedoch im Moment einiges an Wasser und die eigentliche Uferpromenade hat sich um eine komische schlammig trockene Ebene erweitert, die man eigentlich gar nicht sehen sollte.









Bisher vorenthalten habe ich Bildmaterial über meine momentane Unterkunft. Nicht, weil man sie nicht herzeigen kann, sondern weil man sich gute Dinge ja ganz gerne für besondere Momente aufhebt und so lange in Vorfreude schwelgt. Hier nun ein kleiner Einblick in den Garten:











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