Samstag, 14. März 2009

Es wird geheiratet!

Diejenigen unter euch, die aufgrund des Titels meinen, dass ich auf diese Art und Weise mitteilen möchte, dass ich vorhabe zu heiraten, irren sich gewaltig. Ich war NUR auf zwei Hochzeiten von Bekannten in einer Woche und wollte euch daran teil haben lassen, wie man in Paraguay so Hochzeit feiert.

Da ich leider nicht über einen vor lauter Abendmode überquellenden Kleiderschrank verfüge, habe ich auf beiden Events, genauso wie mein Freund auch, genau das selbe Outfit an. Aufgrund der knalligen roten Farbe ist dies aber bestimmt keinem aufgefallen.....

Regel Nummer eins bei einer paraguayischen Hochzeit ist, dass auf keinen Fall weniger als 300 Personen anwesend sein dürfen. Selbst wenn die Familie nicht unbedingt in die Kategorie "reich" fällt, muss Essen und Trinken für Hinz und Kunz aufgefahren werden und zwar in grossen Mengen, in festlicher Umgebung, mit allem drum und dran.




















Der Sohn meiner paraguayischen Lieblingsfamilie wurde von seiner Mutter in die liebevollen Hände, seiner neuen Frau gegeben. Wie sie mir erklärte "ungern", da es sich schliesslich um ihren Lieblingssohn handeln würde, den sie gerne noch etwas länger bei sich daheim gehabt hätte. So sind die Latinomuttis!




















Trotz dieser Worte schien sie doch recht glücklich, als ihr Sohn mit der wunderschönen Braut den Gang entlang marschierte. Die Kirche war proppenvoll mit vielen jungen Menschen in Ballkleidern, in den schrillsten Farben. Nur die sorgsam erwählten 300 Personen durften anschliessend noch mit zum feierlichen Abendessen, bei dem auch der Standesamttermin vollzogen wurde. Völlig verschwitzt kämpften auch Arnaldo und ich uns zum zweiten Teil des Ereignisses durch, um dort enttäuscht festzustellen, dass wir auch den Rest des Abends ohne Klimaanlage durchstehen müssen. Die Abendluft verschaffte leider auch keinerlei Erleichterung und die Temperaturen wirkten sich recht negativ auf die Mayonaise auf dem Kartoffelsalat aus. Der Akt vor dem Standesbeamten war eine totale Tortur, weil dieser in dem stickigen Ballsaal durchgeführt wurde. Schnell flüchteten die Gäste wieder zu ihren Tischen draussen im Garten, um das festliche Abendessen zu sich zu nehmen, das in der Zwischenzeit in der lauen Abendluft vor sich hin gärte. Nachdem ich den kompletten Kartoffelsalat auf meinem Teller gegessen hatte, machte mich mein geliebter Freund Arnaldo darauf aufmerksam, dass dies keine gute Idee gewesen sei, bei den Temperaturen Mayonaise zu essen. Promt stellte sich am nächsten Tag der Durchfall meines Lebens ein. Ich glaube ich habe an die 5 Kilo in einer Woche verloren, bis ich endlich den Kartoffelsalat der Hochzeit verdaut hatte.




















Mein akuter Gewichtsverlust erfreute mich jedoch sehr, als ich mich zur nächsten Hochzeit, genau eine Woche später, nicht mehr in mein Kleid quetschen musste, sondern dieses durch die Blitz-Durchfall Diät nahezu etwas weit geworden war.

Die Hochzeit von einem der Familienteile von Arnaldos High-Society-Seite der Familie, war dann im Vergleich zur ersten Hochzeit ganz anders. Frierend sass ich in der auf Kühlschranktemperaturen runtergekühlten Kirche und musterte die anderen anwesenden Ballkleider. Sofort wurde mir bewusst, dass mein schönes rotes Ballkleid mit den kleinen Strasssteinchen, dass ich schon seit meinem Abiball besitze, auf dieser Festlichkeit wirklich nichts besonderes ist. Jeder einzelne in Arnaldos Familie hatte sich anlässlich des Events ein neues Ballkleid gekauft, dass anschliessend für den Rest des Lebens im Kleiderschrank verschwindet. Ich hingegen schaffte es gerade noch, mir auf den letzten Drücker ein passendes Handtäschchen zu organisiern und das Abendkleid mit ein paar Ohrringen aufzupeppen.




















Die aufwendigsten Ballkleider dekorierten sich überall stillvoll auf den Bänken der Kirche. Auffallend zu der Menge an Gästen später beim Essen war jedoch, dass es wahrscheinlich nur ein Viertel zur Vermählung in der Kirche geschafft hatte.
















Der Grossteil trudelte erst zu den Gratisdrinks im Golfclub von Asuncion ein. Man könnte die Formel aufstellen, desto später der Abend, umso auffallender die Gäste. Zu sehr später Stunde hatten mehr als 600 Leute an den aufwendig dekorierten Tischen platz genommen, um das 4 Gänge- Menü zu geniessen, das wirklich ein Gaumenschmaus war, ganz ohne unerwünschte Nachwirkungen. Besonders beeindruckend war das gigantische Pralinenbuffet, das den zweiten Nachtisch darstellte.
















Bis spät in die Nacht tanzte Jung und Alt unter den riesigen Bäumen der gigantischen Gartenanlagen, bis die Füsse schmerzten in den hochhackigen Ballschuhen.


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