Mittwoch, 28. November 2007

Wochenrückblick 18. November

Erst mal ein paar Neuigkeiten:

Ich gebe mir alle Mühe hier so zu tun, wie wenn ich auch auf Fußball stehen würde, weil hier wirklich jeder auf Fußball steht und ich mir doch vorgenommen habe etwas paraguayischer zu werden. In netter männlicher Begleitung fällt das dann auch garnicht so schwer und vor allem wenn mein guter alter Freund Cerveza noch dabei ist.












Ich erfreue mich seit kurzem einer überaus guten Küche, seit dem Alex in die Pension eingezogen ist. Einen herzlichen Dank an dieser Stelle für die wundervolle und liebevolle Essenzubereitung!















Besonderer Höhepunkt dieser Woche war definitiv das Feministinnentreffen, auf dem ich recht spontan am Wochenende gelandet war. Der Grund für diesen kurzfristigen Planwechsel war allerdings nicht gerade feministischer Natur, sondern schlicht und einfach die Tatsache, dass Samuel, mit dem ich auch schon die Botschaftsreise unternommen habe mich fragte ob ich ihn nicht begleiten wolle. Er wurde von seiner Chefin zu diesem Event geschickt und auch ich konnte meinem Chef bei der Zeitung irgendwie klarmachen, dass es wichtig wäre die Frauenbewegung in Paraguay nicht aus den Augen zu verlieren. Durch dieses Einverständnis meines Chefs waren dann nämlich auch automatisch die Probleme der Finanzierung des kleinen Ausfluges nach Encarnacion (ungefähr 5 Stunden Busfahrt von Asuncion entfernt) geklärt. Samuel und ich hatten uns schon besonders auf die Busfahrt gefreut, die viel Zeit gelassen hätte, um sich zu unterhalten. Aber da es ja immer anders kommt als man denkt, selbst wenn die ganze Reise sehr geschickt eingefädelt worden war, musste er leider in Begleitung seiner Chefin im Auto voraus fahren. Dieser traurige Umstand bot mir dann jedoch die Gelegenheit mit den anderen Mitfahrenden besser in Kontakt kommen zu können- ich hatte ja schließlich der Frauen zu Liebe diese weite Reise auf mich genommen und nicht wegen eines recht süßen Paraguayers!!









In Encarnacion angekommen ging es dann auch gleich mit Kundgebungen und Protestmärschen durch die Stadt weiter. Umringt von einer recht bunten Schar an Frauen jeglichen Alters hatte auch ich recht bald Plakate in der Hand und machte einfach mal bei etwas mit von dem ich eigentlich gar keine Ahnung hatte.









Dank dieses Wochenendes habe ich jedoch einen Crashkurs in Sachen Frauenprobleme in Paraguay erhalten und kann somit vielleicht auch ein bisschen ausgleichen, dass sich wie immer sehr wenig weibliche Personen in meinem Freundeskreis befinden. Im Gegensatz zum deutschen Pendant namens Alice Schwarzer beschäftigen sich die Vertreterinnen der Frauenvereinigungen hier jedoch mit wirklich vorhandenen Problemen. Der Anteil der Frauen in besseren Berufen ist leider gering und allein die vielen schwangeren jungen Mädchen und die vielen bettelnden Kinder in der Straße sind Zeugnis genug dafür, dass auch in Sachen Aufklärung noch einiges getan werden muss. Zudem ist auch der starke Katholizismus im Land dafür verantwortlich, dass Stichworte wie Verhütung und Schutz vor Krankheiten leider noch nicht das Bewusstsein von vielen Frauen erreichen konnten. Da die Abtreibung nach dem Scheitern eines Gesetzesentwurfes letzte Woche im Senat immer noch illegal ist, wird es wohl auch weiterhin sehr viele Todesfälle aufgrund von Pfuschern geben, die sich der Schwangerschaftsprobleme der Frauen annehmen. Trotzdem wurden klar auch die üblichen Stereotypen artikuliert wie zum Beispiel, dass man sich von Männern nicht einreden lassen dürfe, dass fett nicht schön sei oder das Männer einfach grundsätzlich wahnsinnig böse sind.








Am Abend ließ ich mich trotz einiger Schauergeschichten, die mir über die paraguayischen Männer erzählt worden waren, nicht davon abbringen mich mit Samuel vom Rest der Gruppe etwas abzusondern. Ich hatte nicht vor diesen einen der insgesamt 4 anwesenden Männer (bei einer Gesamtanzahl von ungefähr 600 Personen) mit den ganzen anderen Frauen zu teilen. Leider kann ich über diesen Abend nichts unbedingt spektakuläres berichten. Bei lauer Sommerluft, saßen wir bis morgens um 5 auf einer Bank im Park und haben uns unterhalten. Nachdem wir uns erst mal leer gequatscht hatten waren wir wohl eine der letzten, die unsere Betten aufsuchten. Für paraguayische Verhältnisse ging das Programm am nächsten Tag auch gleich um 8 Uhr wieder weiter. Nachdem ich mir auch die Probleme der paraguayischen Lesben und Transvestiten, der Bauersfrauen, der Frauen in der Politik, der Prostituierten, der indigenen Frauen und all der anderen Minderheiten, die ich bisher nicht erwähnt hatte, angehört hatte war es auch schon wieder Abend. Beim letzten Schlusswort des letzten Vortrags für den Tag waren Samuel und ich auch schon auf dem Flur, um ja keinem die Chance zu geben uns irgendwie in unsere Abendplanung rein zu quatschen. Mit einem Bus fuhren wir kurzerhand über die argentinische Grenze um uns die Stadt Pousada anschauen zu können. Wir hatten uns keine Gedanken darüber gemacht, wie denn genau unser Rückweg aussehen sollte und stellten erst in Argentinien fest, dass wir wohl vor morgens um 6 auf keinen Fall mit dem Bus zurückkehren konnten. Eigentlich war uns das aber auch ganz recht so! Die Uferpromenande am Rio Paraguay war auch ausgesprochen romantisch und zum Glück auch nicht ganz einsam und verlassen, weil man in Südamerika immer darauf achten sollte andere Menschen bei Nacht um sich rum zu haben, um nicht irgendwelchen Dieben zum Opfer zu fallen. Die argentinische Seite des Flusses hob sich sehr stark von der paraguayischen Seite ab. Die Straßen sind ordentlicher, die Stadt ist im Allgemeinen sauberer und man sieht sofort, dass auf dieser Seite mehr Wohlstand vorhanden ist. Die ganzen Bars, Kneipen und Diskos und die vielen vergnügungssüchtigen Jugendlichen, die sich dort rumtrieben, ließen auch keine Zweifel daran offen, dass auch das nötige Kapital für Spaß zur Verfügung stand. Mit unseren lumpigen Guaranies in der Tasche, haben wir erst gar keine Bar aufgesucht, sondern wie auch den Abend zuvor auf einer Parkbank verbracht mit schönem Ausblick verbracht. Die Zeit bis um sechs verging eigentlich auch wie im Flug, wenn man sich wirklich gut unterhält, muss ich sagen. Die Müdigkeit war dafür umso größer, als wir nach ungefähr 2 Stunden Schlaf schon wieder beim nächsten Vortrag saßen. Trotz krasser Müdigkeit haben Samuel und ich auch bei der Rückfahrt im Bus kein Auge zugemacht, sondern die gemeinsame Zeit noch genutzt! Alles in allem nenne ich das mal eine wirklich sportliche Leistung von uns! Total tot lag ich dafür um 22 Uhr abends dann im Bett und war auch am nächsten Tag noch nicht fähig zur Arbeit zu gehen!

Keine Kommentare: